„Wer wenig versteht, muss vieles glauben“ Begleitung von Kindern mit Rechenschwäche Abschlussarbeit zur
Erlangung der Bezeichnung „Akademischer Therapeut für Rechenschwäche “ im Rahmen des
Universitätslehrganges „Ausbildung zum akademischen Therapeuten für Rechenschwäche“ vorgelegt von: Mag. Alexander Grüneis betreut von: Drin. Silvia Pixner an der UMIT – Private
Universität für Gesundheitswissenschaften,
Medizinische Informatik und Technik, Hall in Tirol, im Mai 2014 |
Inhaltsverzeichnis:
1.2 Grundlegende Prinzipien - Theoretischer Hintergrund
1.4 Ersttermin: Anamnese, Diagnostik und Auswertungsgespräch
2.2.1 Psychologische Testungen
2.2.2 Qualitative mathematische Diagnostik
2.6 Verlaufsdiagnostik und Interpretation
2.7 Therapieausblick und Diskussion
3.2.1 Psychologische Testungen und Verfahren
3.2.2 Qualitative mathematische Diagnostik
3.6 Verlaufsdiagnostik und Interpretation
3.7 Therapieausblick und Diskussion
4.2.1
Psychologische Testungen
4.2.2
Qualitative mathematische Diagnostik
4.6 Verlaufsdiagnostik und Interpretation
4.7 Therapieausblick und Diskussion
5. Zusammenfassung und Diskussion
Rechenschwäche bzw. Dyskalkulie stellt
ein zunehmend beachtetes Problemfeld von Kindern und Jugendlichen vor allem im
Zusammenhang mit schulischem Unterricht dar. Weder die Beachtung der damit
zusammenhängenden Schwierigkeiten im persönlichen Leben der Betroffenen noch
die schulische Berücksichtigung derselben erfolgen bislang in
zufriedenstellendem Ausmaß oder auf eine ideale Art und Weise.
Leider werden förderwürdige Probleme
oft sehr spät erkannt, einerseits weil auf das sprichwörtliche „Aufgehen des
Knopfes“ gewartet wird, andererseits wird durch Kompensationsstrategien
(Auswendiglernen, militantes Üben, einzeln zählendes „Rechnen“) der Zeitpunkt
der Wahrnehmung als Problem oft weit hinausgeschoben.
In der vorliegenden Arbeit wird die
Begleitung von drei Mädchen mit besonderen Schwierigkeiten im Rechenerwerb bzw.
im mathematischen Verständnis im Ausmaß von durchschnittlich 30 Fördereinheiten
(das entspricht 22,5 vollen Stunden) ausführlich dokumentiert. Alle drei
Mädchen, Alina*, Julia* und Nicole* werden
nach wie vor regelmäßig vom Autor betreut.
Einleitend wird der Förderansatz des
Autors näher ausgeführt. Beginnend mit der allgemeinen Beschreibung des
Erstkontaktes, der Anamnese und der Diagnostik sowie des Auswertungsgesprächs
wird darauf folgend der standardmäßige Aufbau der Förderung allgemein bzw.
jener einer einzelnen Fördereinheit näher beschrieben. Da die Organisation und
die Struktur der Förderung bei allen drei Kindern in gleicher Weise gestaltet
wurde und wird, soll diese ausführliche Darstellung vorab Wiederholungen in den
drei Falldarstellungen vorbeugen.
Im Hauptteil soll an Hand der Darstellung
der drei Therapieverläufe ein Einblick in die Schwierigkeiten betroffener
Kinder und den Förderprozess in Zusammenschau von Theorie und Praxis gegeben
werden. Es soll auch aufgezeigt werden, dass sich jedes Kind, jede
Therapiestunde, jede Rechenschwäche von allen anderen unterscheidet und ein
hohes Maß an Flexibilität in der Betreuung erforderlich ist. Erfolgreiche
Übungen wechseln sich dabei immer wieder mit weniger zufriedenstellenden ab.
*
alle drei Namen wurden zum Zwecke der Anonymisierung in der gesamten Arbeit
verändert.
Difficulties in
dealing with numbers, dyscalculia, poses a problem, more and more frequently
noticed with children and teenagers especially in connection with school.
Neither the resulting consequences in their private lives nor their abilities
and achievements in school are taken into account and assessed
in an appropriate way.
Sadly enough,
shortcomings which could be treated adequately are not detected in good time.
On the one hand people wait, as the proverb goes, till "the penny
drops", on the other hand compensation strategies like parrot fashion, the military approach of practising
and elementary "counting" calculating are responsible for the delay of
realising the problem.
The following
piece of work features the elaborate case study of 3 girls who have
difficulties in dealing with figures and with acquiring mathematical knowledge
for the period of approximately 30 tuition lessons (equivalent of 22,5 full hours)
The three
pupils, Alina*, Julia* and Nicole* are coached regularly by the author.
First, in this
piece of work, the author´s way of supporting is being dealt with, beginning
with the general description of the first encounter, the case history, the
diagnosis and the evaluation, followed by the standardized way of supporting in
a general way and
then the description of every single supportive lesson.
As the way and
the strategy of supporting all three girls were and still remain the same, this
elaborate presentation is supposed to prevent a possible repetition in the
three cases. By describing the three ways of therapy, the main part is intended
to show the problems children grapple with and the way of supporting them in
juxtaposition of theory with practice. Furthermore, it should be emphasized
that every child, every tuition, every difficulty in dealing with numbers is
unique (individual) and requires a great deal of flexibility in being dealt
with.
Needless to
say, successful exercises are bound to be followed by less satisfying ones.
* all three names have been changed in the whole work to
guarantee anonymity.
Es gibt unterschiedliche Versuche, Rechenschwäche näher
zu definieren oder zu beschreiben und Kinder mit einer Rechenschwäche von jenen
ohne zu unterscheiden. Im ICD10 (Internationale Statistische Klassifikation der
Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (Dilling
& Freyberger, 2008) findet sich im Abschnitt F80-F89 Entwicklungsstörungen unter F81.- Umschriebene Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten als Unterpunkt F81.2 Rechenstörung folgende
Beschreibung, die bislang die am häufigsten verwendete Grundlage für die
Befundung einer Rechenschwäche (Dyskalkulie, Rechenstörung) durch Psychologinnen
und Psychologen darstellt:
„Diese Störung besteht in
einer umschriebenen Beeinträchtigung von Rechenfertigkeiten, die nicht allein
durch eine allgemeine Intelligenzminderung oder eine unangemessene Beschulung erklärbar
ist. Das Defizit betrifft vor allem die Beherrschung grundlegender
Rechenfertigkeiten, wie Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division,
weniger die höheren mathematischen Fertigkeiten, die für Algebra,
Trigonometrie, Geometrie oder Differential- und Integralrechnung benötigt werden.
(Dilling & Freyberger,
2008, S. 290)
Es stellt sich
allerdings die Frage, welches Ziel die
Befundung einer Rechenstörung ohne nähere qualitative Beschreibung der
inhaltlichen Problemlage verfolgt. Im Schulalltag kann die Befundung einer Rechenschwäche
für das betroffene Kind nützlich sein, wenn damit entweder erreicht wird, dass
uneinsichtigen Eltern aufgezeigt wird, dass tatsächlich ein nennenswertes
Problem vorliegt oder wenn dadurch begründet werden kann, dass ein SPF
(Sonderpädagogischer Förderbedarf) notwendig erscheint und dadurch die
Anforderungen an das Kind reduziert werden dürfen bzw. eine zusätzliche
schulische Förderung legitimiert werden kann. Darüber hinaus kann in
Niederösterreich und Vorarlberg durch diese Diagnose der jeweils gültige
Rechenschwächeerlass zur Anwendung kommen. Aus meiner Sicht birgt jedoch jeder
Versuch, eine Grenze zwischen betroffenen und nicht betroffenen Kindern zu
ziehen, mehrere Risiken. Kinder die z.B. wegen eines zu geringen
Intelligenzquotienten oder einer zu geringen Differenz zwischen selbigem und
dem in einer standardisierten Rechenleistungsdiagnostik erhobenen Prozentrang
aufweisen, fallen mit ihren Problemen durch den sprichwörtlichen Rost. Und was
soll mit Kindern geschehen, die auffällige Schwierigkeiten in Mathematik haben
und keine Rechenstörung haben (sollen)? Eine finanzielle Unterstützung von
öffentlicher Hand ist in Österreich jedenfalls nicht bzw. nur bei weitergehenden
massiven Beeinträchtigungen der körperlichen bzw. emotionalen Gesundheit über
die mathematischen Probleme hinaus vorgesehen.
Auch Wehrmann
(2003) hadert mit dem gängigen Vorgehen in der Diagnostik: „Wie Lorenz und
andere Autoren will ich mich von Diskrepanzdefinitionen
jeglicher Art distanzieren.“ (Wehrmann, 2003, S. 72) Zur
genaueren Bestimmung der Schwierigkeiten eines Kindes in Mathematik, setzt er
diese nicht ins Verhältnis zu anderen Schulleistungen, der Intelligenz, zu etwaigen
Leistungserwartungen bzw. anderen kognitiven und affektiven Bezugsgrößen. Ungeachtet
dieser und des Lernumfeldes wendet er sich den Schwierigkeiten selbst zu und
zieht die Art der auftretenden Probleme selbst zur näheren Bestimmung heran. Außerdem kritisiert er, dass
bei jeglicher Diskrepanzdefinition
nicht erfasste Kinder von weiterer Diagnose und Förderung ausgeschlossen werden
können und verlangt die Vermeidung dieses Umstandes durch den Einsatz einer deskriptiven
Definition.
Eine weniger trennscharfe,
jedoch sehr gut zutreffende Beschreibung findet sich auf der Homepage des
Recheninstitutes in Wien:
„Ein beträchtlicher Prozentsatz […] der Schulkinder ist trotz schulischer
Fördermaßnahmen, trotz zeitaufwändigen Übens zuhause nicht in der Lage, auch
nur die grundlegenden mathematischen Kenntnisse und Fertigkeiten zu erlangen. Diese
Kinder haben schon im Einstiegsbereich der Grundschulmathematik – im Zahlenraum
bis zehn, im Verständnis von Zehnern und Einern, im
Verständnis der vier Grundrechenarten – Denkweisen und Strategien entwickelt,
die ihnen die Bewältigung höherer Stufen der Mathematik erschweren, wenn nicht
verunmöglichen.“ (http://www.recheninstitut.at/mathematische-lernschwierigkeiten/allgemeines/begriffsklaerung/,
Stand 19.3.2014)
Letztlich sind es doch
die Lehrerinnen und Lehrer der Volksschule, die am besten beurteilen können, ob
sich zeigende Probleme von Kindern im Unterrichtsgegenstand Mathematik zur
Besorgnis Anlass geben, oder noch in einem akzeptablen Rahmen bleiben und ein Anschluss
an das Klassenniveau ohne zusätzliche Unterstützungsmaßnahmen noch möglich
scheint.
Darüber hinaus ist es
sinnvoll, speziell ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer den Schulen im Sinne der
bereits vorliegenden Rechenschwächeerlässe zur Verfügung zu stellen, wo diese jedoch
in der Praxis zumeist an Grenzen stoßen, die aus den finanziellen und
strukturellen Rahmenbedingungen heraus resultieren. Dies ist bei näherer
Betrachtung auch nicht schwer nachzuvollziehen. Nicht unbeträchtliche in
Österreich auch im schulischen Bereich in der zusätzlichen Unterstützung von
Kindern mit Lernschwierigkeiten in Mathematik verwendete finanzielle Mittel sieht
Gaidoschik (2010) an den bestehenden Bedürfnissen der
Kinder vorbeigehen. Der Grund dafür sei darin zu sehen, dass Förderung üblicher
Weise erst gewährt werde, wenn Kinder im täglichen Mathematikunterricht bereits
gescheitert sind und unfreiwillig schon einen massiven Rückstand zu den anderen
Kindern der Klasse aufgebaut haben. Noch dazu sei der häufig eingesetzte
Gruppenunterricht durch fachdidaktisch nicht entsprechend vorbereitete
Lehrkräfte nicht zuletzt deswegen zahnlos, weil wiederum versucht wird, diesen
Kindern aktuellen Schulstoff zu vermitteln, zu deren Verständnis es an basalen
Voraussetzungen fehlt.
Fragt man Erwachsene, ob
und aus welchen Gründen sie Mathematik in ihrer Schulzeit eher geschätzt und sehr
gerne betrieben oder gefürchtet und möglichst vermieden haben, kommen sehr
ähnliche Antworten. Personen, die sich positiv äußern, begründen dies mit gutem
Unterricht, authentischen, gerechten und sympathischen Lehrerinnen und Lehrern
und zumeist auch mit Aussagen zum „Mathematik betreiben“ wie: „Es war
spannend.“, „Es gab immer eine klare Lösung.“, „Ich habe es einfach
verstanden.“ oder „Es war wie ein
Rätsel, es war interessant, Lösungswege zu suchen.“ Hingegen werden in der
anderen Gruppe naturgemäß gegenteilige Erfahrungen genannt, es ist von
schlechten Lehrerinnen und Lehrern die Rede, von mangelhaften und schwer zu
verstehenden Erklärungen, Bloßstellungen, geringer Fairness und hohem
Übungsaufwand. Lösungen konnten oft nicht gefunden oder nachvollzogen werden
und rückblickend wird oft von Auswendiglernen ohne tiefergehendem Verständnis
berichtet.
Persönlich bin ich davon
überzeugt, dass neben den charakterlichen, psychologischen und
didaktisch-methodischen Qualitäten der Lehrerin bzw. des Lehrers ganz
entscheidend die Chance auf Verständnis der unterrichteten Inhalte über die
Einstellung von Kindern und Jugendlichen zur Mathematik und damit in weiterer
Folge über den möglichen Erfolg entscheidet. Diese Erfolgschancen sehen Kinder
mit Rechenschwäche häufig nicht mehr, woraus eine der wichtigsten Aufgaben der
therapeutischen Intervention resultiert, nämlich die Förderung derart zu
gestalten und aufzubauen, dass das Kind immer wieder in Schritten Verständnis
entwickeln kann und derart wieder Vertrauen zum eigenen Vermögen entwickeln und
Fortschritte erzielen kann. Francich (2004) schreibt
dazu treffend: „Der wichtigste Schritt zum Erfolg einer Förderung ist dann
erreicht, wenn ein Kind einmal erlebt hat, dass es schaffen und verstehen kann,
was es bisher für aussichtslos erachtet hat.“ (Akademie für Lehrerfortbildung
und Personalführung Dillingen [ALPD], 2004, S. 143)
Auch Spiegel und Selter (2003) weisen
auf die Bedeutung hin, die einer verständnisorientierten Vermittlung von
Mathematik zukommt. Sie sehen auch rechenschwache Kinder empfänglich für einen
Unterricht, der inhaltliches Verständnis und eine breite Entwicklung in den
Mittelpunkt stellt.
Im schulischen Alltag und in der familiären Reaktion wird
bei großen Rechenproblemen jedoch häufig genau das vom Verständnis abgelöste
stetige Wiederholen von un- und missverstandenem
prozeduralen Wissen abverlangt. Mehr von dem was bereits zuvor nicht gefruchtet
hat, soll die Lösung bringen. Doch genau die Einsicht und das Verständnis
mathematischer Inhalte, konzeptuelles Wissen über Fakten und Prinzipien bzw.
strategisches Wissen über mögliche Lösungswege und Vorgehensweisen sollten bei
diesen Kindern in den Mittelpunkt gerückt werden. Dies gewährleistet nicht,
dass man schneller vorankommt, allerdings können ständige Enttäuschungen
darüber vermieden werden, dass Lernprozesse und das scheinbar erreichte Können
und Wissen regelmäßig wieder wie ein Kartenhaus in sich zusammenbrechen. Auch
der Unterricht ist laut Spiegel und Selter (2003)
daran beteiligt, dass viele Menschen Mathematik als unverständliche Sammlung an
Formeln und Rezepten ansehen. Die gängige Unterrichtspraxis fördere Prozesse
des Auswendiglernens und im Anschluss an eine Klassenarbeit werde ein Großteil
wieder vergessen. In der Arbeit mit Kindern bedarf es allerdings einer genauen
Beobachtung und steter Kommunikation, damit prozedurale Reproduktionen nicht
mit konzeptuellem Wissen verwechselt werden und umgekehrt.
„Die Kenntnis der Zahlwortreihe mag dem prozeduralen Wissen zugeordnet
werden. Aber Kinder lernen in der Regel nicht einfach eine Reihe von Worten
auswendig, sondern verwenden diese zum Ermitteln von Anzahlen. Schon die
elementaren Prinzipien der Kardinalität und
Anzahlkonstanz …, die sie dabei entdecken können (und in der Regel auch entdecken),
sind klar dem konzeptuellen Wissen zuzurechnen.“ (Gaidoschik,
2010, S. 493)
Den im Hauptteil beschriebenen Falldarstellungen liegen
diverse Förderprinzipien und theoretische Ansätze zugrunde, von denen einige an
dieser Stelle noch angeführt und in kurzen Ausführungen näher beschrieben werden
sollen:
·
Beziehungsarbeit als wesentliches
Grundanliegen über den gesamten Förderprozess.
Einerseits ist eine gute
Beziehung für kognitive Lernprozesse grundsätzlich von elementarer Bedeutung, auf
der anderen Seite haben rechenschwache Kinder bereits viele negative
Erfahrungen in diesem Bereich und daraus resultierend zumeist ein sehr
niedriges Zutrauen in sich selbst und es ist wichtig, dass sich dieses durch
wiederholte Erfolgserlebnisse positiv verändern kann. Als ein Hauptproblem von
Kindern mit deutlichen Mathematikproblemen sieht Wehrmann
(2003) das mangelnde Vertrauen in das eigene Leistungspotential. Er sieht es
als Notwendigkeit an, dass betroffenen Schülern entgegen ihrer Vorerfahrungen
wieder Erfahrungen ermöglicht werden sollten, dass sie mathematische Inhalte
begreifen können.
Für dieses Anliegen ist viel
Fingerspitzengefühl nötig und über die richtige Wahl mathematischer Inhalte, geeigneter
Fördermaterialien und das methodische Vorgehen hinaus von Bedeutung,
Wertschätzung zu zeigen, Lob an der richtigen Stelle oder Pausen zum richtigen
Zeitpunkt einfließen zu lassen. Denn wie auch Gaidoschik
(2002) schreibt, stellt die Anerkennung durch Bezugspersonen ein wesentliches
Handlungsmotiv für ein Kind (auch für das Lernen) dar. Beim Ausbleiben
entsprechender Anerkennung aufgrund einer bestehenden Rechenstörung sei der
Verfall in völlige Antriebslosigkeit zu befürchten.
·
Eine fundierte qualitative
Diagnostik am Beginn der Therapie und gelegentlich eine Verlaufsdiagnostik zur
Einordnung des Fortschrittes.
Fallweise kann eine Diagnostik
im Sinne der Diskrepanzdefinition nach dem ICD10 (Dilling & Freyberger, 2008) erforderlich sein,
unverzichtbar ist jedenfalls eine qualitative Diagnostik, die gut aufzeigt, wie
ein Kind denkt, welche Probleme bzw. Missverständnisse bestehen und aus der in
Folge Schlüsse für die unmittelbar folgende Förderung abgeleitet werden können.
Beim Rechnen verwendete
Strategien zu erkennen, sie zu interpretieren und mathematikdidaktisch zu
bewerten wird von Kaufmann und Wessolowski (2006) als wichtiger eingestuft, als bloß die
Richtigkeit von Lösungen zu überprüfen. Es müsse beurteilt werden, ob ein
Weiterlernen möglich sei oder in eine Sackgasse hinein gearbeitet werde. Ob und
in welcher Regelmäßigkeit im Betreuungsverlauf eine Verlaufsdiagnostik sinnvoll
erscheint, wird von Kind zu Kind variieren, allerdings kann diese eine wertvolle
Orientierung und Selbstkontrolle ermöglichen und als Maß der Verbesserung
eingesetzt werden.
·
Verständnis und Zusammenhänge
in den Vordergrund der Förderarbeit stellen.
Damit Kinder Fortschritte im
individuellen mathematischen Denken erzielen können, muss ihnen geholfen
werden, auf bereits verstandene Inhalte aufbauen zu können. Scherer (2009)
fordert das Aufgreifen existierenden Wissens und beschreibt Lernen im Sinne des
genetischen Prinzips als stetes Weiterlernen. Individuelle Leistungsstände,
Vorerfahrungen und Denkweisen seien für Lernprozesse jeder Art entscheidend und
dies gelte im Besonderen für Kinder mit Lernschwierigkeiten. Wenn
Vorerfahrungen nicht genutzt werden, läuft man Gefahr, dass in Folge keine
Verbindungen mit bestehendem Wissen eingegangen werden können und Inhalte dadurch
eben auch schneller wieder vergessen wird.
Genau dieses notwendige
Anknüpfen an Bekanntes und Verstandenes ist für betroffene Kinder häufig nicht
mehr möglich, weil sowohl beim häuslichen Üben als auch in der schulischen
Förderung, im Unterricht ohnehin, Inhalte im Mittelpunkt stehen, bei denen
nicht mehr auf persönliche Erkenntnis aufgebaut werden kann. In der
Individualtherapie sollte genau dieses Anknüpfen und das Erkennen von
Verbindungen zu ermöglichen in den Mittelpunkt gestellt werden. In Bezug auf
die Erarbeitung der Grundaufgaben im Zahlenraum 10 stellt Gaidoschik
(2003) fest, dass „rechenschwache“ Kinder Querverbindungen zwischen
verschiedenen Aufgaben von sich aus nicht bzw. nur vereinzelt nutzen. Er
folgert weiter daraus, dass die wesentliche Aufgabe des Erstunterrichts zwingend
darin bestehe, allen Kindern ein „Netz
von Querverbindungen“ bewusst zu machen und dieses im Anschluss durch einen
didaktisch gut geplanten Aufbau zum Zwecke des Merkens der Grundaufgaben
einzusetzen.“
·
Prinzip des aktiv
erforschenden Lernens, Besprechung von Strategien und Rechenwegen.
Ein wichtiges Grundprinzip
jeder guten Therapie ist es, den Kindern zu
neuen Erkenntnissen zu verhelfen, statt sie belehrenden Monologen auszusetzen.
Nützlichen Angeboten und der eher zurückhaltenden Begleitung bei der selbsttätigen Bearbeitung von
Aufgabenstellungen kommt dabei eine große Bedeutung zu. Wichtig ist lt. Gaidoschik (2007) somit, Kinder nicht zu belehren, sondern
ihnen vielmehr Probleme zu stellen, an Hand derer Lernprozesse möglich seien. Bei
ihrer Auseinandersetzung mit diesen Problemen bedürften Kinder einer Unterstützung
in Form von Ermutigung und Denkanstößen, geeigneter Fragen, gut überlegtem Materialangebot und
regelmäßiger Rückmeldungen. In seinem Buch „Rechenschwäche
vorbeugen“ findet man viele hilfreiche Ideen zu diesem Ansatz. Es erfordert
mitunter mehr Geduld, Kinder in Ihrem Tun derart zu begleiten, allerdings kann
man ihren Gesichtern insbesondere in der Einzelbetreuung sehr gut ablesen, ob
die anregende Begleitung von Erfolg gekrönt ist.
Immer wieder sollen Kinder dabei
unterstützt werden, ihre Rechenwege und gewählte Strategien altersgemäß zu
versprachlichen und selbst sollte man sparsam mit wohl portionierten verbalen
Anregungen im Erkenntniserwerb behilflich sein. Bönig
(2003) betont die Bedeutung arithmetischer Strategien. Kinder müssten lernen,
eigene und fremde richtige und falsche Lösungswege zu erklären. Sie sollten
dabei unterstützt werden, die Angemessenheit von Rechenwegen zu begründen und
verschiedene Strategien zu kontrastieren, wobei auch umständliche Wege als
Lernansätze genutzt werden sollen.
Eine gute Zusammenfassung
dieses Lernprinzips liefert auch Schmassmann (2003).
Sie fordert auf der Basis aktueller fachdidaktischer Erkenntnisse beim Vorliegen
mathematischer Lernschwierigkeiten eine Abkehr von „Sonderunterricht“, von Förderung
mit „Sondermethoden“ und von „Sondermaterialien“. Sie stellt fest, dass es
keiner besonderer Tipps und Tricks, weder für die Förderperson noch für betroffene
Kinder bedarf, vielmehr sei für alle Kinder einfach nur ein guter Unterricht bzw.
eine ebensolche Förderung im Klassenunterricht oder in der Einzelsituation wesentlich,
wobei diese auf den Prinzipien des aktiv-entdeckenden Lernens beruhen müssten.
Es ist also kein anderer
Unterricht, keine andere Unterstützung notwendig, sondern einfach nur guter
bzw. gute. Allerdings kann auch noch so guter Unterricht nichts bewirken, wenn
der Anschluss bereits lange verloren wurde.
·
Fehler als natürlichen
Begleiter von Lernprozessen wahrnehmen und als Wegweiser in der Förderung
nutzen.
Es ist nicht zuletzt aufgrund
der eigenen Sozialisation nicht leicht, auf Fehler nicht unmittelbar von außen
ersichtlich zu reagieren, aber genau das ermöglicht viele Wahrnehmungen von
Denkprozessen und Vorgehensweisen, die einem sonst verschlossen bleiben würden.
Aus genau diesem Grund und um häufige,
demotivierende Rückmeldungen zu vermeiden, sollte auf das permanente Aufzeigen
von Fehlern verzichtet werden. Vielmehr kann man durch geeignete
Fragestellungen Kindern ermöglichen, ihre Missverständnisse uns gegenüber zu
erläutern oder sogar Widersprüche selbst zu erkennen. Kinder mit besonderen
Schwierigkeiten sind besonders geschult, jede noch so kleine verbale oder
nonverbale Reaktion der Eltern oder der Lehrerin bzw. des Lehrers zu deuten. Es
geht nicht darum, Fehler zu negieren oder zu verbergen, sondern sie als natürlichen Begleiter jedes Lernprozesses
zu akzeptieren und nur zu thematisieren, wenn man sich daraus einen möglichen
Lernschritt erhofft. „Wenn Kinder kein entspanntes Verhältnis zu ihren eigenen
Fehlern entwickeln können, werden sie weniger lernen, als sie eigentlich
könnten. Sich selbst für dumm zu halten ist nun mal keine gute Voraussetzung
fürs Lernen.“ (Spiegel & Selter, 2003, S. 40)
·
Einbeziehung
wissenschaftlicher Erkenntnisse und Theorien:
In der täglichen therapeutischen
Arbeit sind in der Therapieplanung permanent Entscheidungen zu treffen, wie man
Übungen gestaltet und welche Materialien man einsetzten möchte. Solange man
sich über regelmäßige Erfolge und Fortschritte freuen kann, ist keine Veränderung
der gewählten Übungen bzw. Strategien erforderlich. Immer wieder sind in der
Therapie aber auch Phasen der Stagnation
wahrzunehmen, mitunter kommt es
auch zu empfundenen oder tatsächlichen Rückschritten. In solchen Situationen
müssen mögliche Reaktionen überdacht werden, wobei verschiedene Optionen zur
Verfügung stehen. Entweder man entscheidet sich dafür, noch mehr von den
aktuellen Übungen durchzuführen, weil der fehlende Fortschritt auf eine zu geringe
Wiederholungsanzahl zurückgeführt wird. Alternativ kann man zum Entschluss
kommen, dass zwar ein Bereich bearbeitet wird, in dem das Kind imstande ist,
Fortschritte zu erzielen, jedoch die gewählte Form der Bearbeitung einer
Veränderung in Hinblick auf die verwendeten Materialien oder die gewählten Übungsformen
bedarf. Sollte anhaltend kein Fortschritt beobachtbar sein, liegt dies dann zumeist
daran, dass in einem Bereich gearbeitet wird, in dem das Kind keine Erfolgschancen
hat, weil es an kein vorhandenes Wissen anknüpfen kann wie dies zumeist in der
Schule bereits länger der Fall ist. In der Individualförderung müssen dann ein
oder mehrere Schritte zurück gemacht werden, wenn Verbesserungen im Wissen und
Verständnis des Kindes erzielt werden sollen. Kann dieses notwendige „Zurückgehen“
durch sorgfältige Wahl des Bearbeitungsniveaus zumeist vermieden werden, stellt
dies ein deutliches Qualitätsmerkmal der individuellen Therapie dar.
Orientierungshilfen sowohl für die Auswahl
geeigneter Übungen als auch für die Wahl entsprechender Fördermaterialien
stellen diverse theoretische Ansätze zur Verfügung. Schulz beschreibt die fünf
idealtypischen Verinnerlichungsstufen mathematischer Operationen nach Aebli
(1989): Handlung mit konkretem Material, mit
bildlicher Darstellung verbundene Handlung, bildliche Vorstellung einer Operation,
Verbindung bildlicher Darstellung und Vorstellung mit Ziffern und Symbolen und
zuletzt die Durchführung von Operationen alleine mit Hilfe der Zifferndarstellung
in immer höherem Abstraktionsgrad, wobei sprachliche Begleitung auf allen fünf
Stufen das Operieren begleitet. (Fritz, Ricken & Schmidt, 2003) Diesem
Ansatz folgend kann man durch Variation der Abstraktionsstufen in der
Bearbeitung die Förderschritte an das betreute Kind anpassen.
Wehrmann (2003) schreibt von
„begrifflichen Verinnerlichungsproblemen“, wobei er die Erscheinungsformen des
Nominalismus, des Mechanismus und des Konkretismus
unterscheidet. Nominalismus des Zahlenbegriffs beschreibt das nicht auf ein quantitatives Verständnis von
Zahlen aufbauende Aufsagen von Zahlennamen, was letztlich oft zu einem rein zählenden
„Strichrechnen“ führt. Mechanismus der Rechenverfahren bedeutet die
unreflektierte mechanische Bewältigung mathematischer Aufgabestellungen,
zugrunde liegende Verfahrenstechniken werden nicht durchschaut. Konkretismus beim handelnden Operieren zeigt sich darin,
dass Schülerinnen und Schüler anhaltend nur mit Hilfe von konkreten
Anschauungshilfen in der Lage sind Aufgaben zu lösen, wobei jedoch das Handeln
selbst für das Rechnen gehalten, nicht aber der repräsentierte mathematische
Gehalt erkannt bzw. verstanden wird. (Wehrmann, 2003)
Diese Unterteilung möglicher Probleme im mathematischen Wissenserwerb
beschreibt aus meiner Sicht sehr
gut auftretende Schwierigkeiten und Fallen, wenn diese beizeiten aufgrund
richtiger Ergebnisse übersehen werden.
Eine gute Hilfestellung für die Orientierung im momentanen
Förderprozess bietet auch das Triple-Code Modell von Dehaene et al. (1992), in
dem zwischen visuell-arabischem Code (Ziffernsymbole, Speicherung und
Wiedergabe gehörter bzw. gelesener arabischer Ziffern/Zahlen), auditiv-verbalem
Code (Speicherung und Wiedergabe gehörter und gelesener Zahlwörter, Abruf
arithmetischen Faktenwissens,
fortlaufendes Zählen) und analogem Größencode (semantische Funktion, mentaler
Zahlenstrahl, Anzahl einer Menge, Abschätzung) unterschieden wird. (Landerl & Kaufmann, 2008) Das Triple-Code Modell wurde
in Folge noch auf 6 Komponenten erweitert, wobei die räumliche
Größenrepräsentation (Zahlenrepräsentation auf mentalem Zahlenstrahl, Äquidistanzrelation), die Repräsentation des arabischen
Platz x Wert Systems (Stellenwertsystem, Bündelungsgedanke) und strategische,
konzeptuelle und prozedurale Komponenten (Zahlenwissen und Operationen betreffend) hinzugefügt wurden. Besonders,
allerdings nicht nur im Zusammenhang mit dem Platz x Wertsystem des dekadischen
Stellenwertsystems kann dieses Modell einen guten Blickwinkel für die Gestaltung
und Anpassung der Förderplanung gewähren.
Zuletzt soll auch das
Niveaustufenmodell zur Entwicklung früher mathematischer Kompetenzen von
Fritz-Stratmann und Ricken angeführt werden. Sie haben ein hierarchische Modell entwickelt, das folgende
Stufen aufweist: Zählzahl, ordinaler
Zahlenstrahl, Kardinalität
und Zerlegbarkeit, Enthaltensein und Klasseninklusion
und Relationalität. (Fritz & Ricken, 2008) Auch
dieses Modell bietet Hilfestellung für die Orientierung im Förderprozess und
deren Gestaltung in praxistauglicher Art und Weise.
Der Erstkontakt erfolgt in der Regel über
Mailanfrage oder telefonische Kontaktaufnahme. Dabei werden Eltern um Informationen zur bestehenden
Problemlage gebeten, damit die Inhalte des Ersttermins bestmöglich vorgeplant
werden können. In erster Linie geht es darum abzuschätzen, ob mehrere komorbide Störungsbilder oder Schwierigkeiten vorwiegend
oder ausschließlich im Bereich des Rechnens bzw. des mathematischen
Verständnisses vorliegen würden. Fallweise
scheint es aufgrund dieser Informationen sinnvoll, vorab eine
Entwicklungsdiagnostik zu empfehlen, bevor ein gesonderter Blick auf die
Mathematik geworfen wird, wenn von starken Problemen in mehreren Bereichen
berichtet wird.
Da ein genauer Blick auf die Problemlage und die
Schwierigkeiten im mathematischen Verständnis geworfen werden soll, erhalten
die Eltern bereits vorab einen Fragebogen zur persönlichen Anamnese des Kindes sowie
zur Anamnese in Bezug auf Mathematik. Dieser dient in Folge beim Ersttermin als
Grundlage für ein ausführliches Anamnesegespräch und soll den Eltern
ermöglichen, bereits vor dem Ersttermin anhand diverser Fragen die allgemeine
Entwicklung des Kindes sowie Auffälligkeiten im Zusammenhang mit dem Rechnen zu
reflektieren und sich in Erinnerung zu rufen.
Insbesondere wird nach bereits durchgeführten
Voruntersuchungen und damit verbundenen Befunden, nach bereits erfolgten
Förderungen sowie dem letzten Hör- bzw. Sehtest gefragt.
Der Ersttermin erfolgt fast ausnahmslos am Vormittag,
damit das Kind für die Rechenleistungsdiagnostik ausreichend ausgerastet ist.
Dieser Termin umfasst eine ausführliche Anamnese, die Diagnostik und das
anschließende Auswertungsgespräch und dauert inkl. einer kurzen
Auswertungspause insgesamt etwa dreieinhalb Stunden. Fallweise findet das
Auswertungsgespräch an einem Folgetag am Abend statt, z.B. wenn es so leichter
möglich ist, dass beide Elternteile daran teilnehmen können.
Ungeachtet dessen, ob bereits eine Fremddiagnostik bzw.
eine Befundung vorliegt, durchläuft das Kind eine qualitative Rechenleistungsdiagnostik
in Form einer selbst zusammengestellten Sammlung an Aufgaben in Interviewform,
die alle wesentlichen Bereiche der Volksschulmathematik abdecken.
Selbstverständlich werden bereits früher durchgeführte
Untersuchungen einbezogen. Liegen etwa bereits Ergebnisse aus standardisierten
Rechentests vor, kann die Schwerpunktsetzung der qualitativen Diagnostik auf
Basis dieser Informationen präziser erfolgen, einzelne Bereiche können mitunter
weggelassen oder im Gegenteil noch genauer beleuchtet werden.
Zu Beginn findet beim Ersttermin das Anamnesegespräch auf
Grundlage des oben erwähnten, ausgefüllten Fragebogens statt. Das
Anamnesegespräch bietet auch eine Gelegenheit für das Kind, sich mit der
Situation vertraut zu machen und ermöglicht ihm ein erstes Kennenlernen der
testenden Person. Die Gesprächskonstellation gibt neben den inhaltlichen bzw.
sachlichen Informationen oft bereits gute Einblicke in das Ausmaß der Probleme
und die Art der Kind-Eltern-Interaktion im Zusammenhang mit dem vorbelasteten
Themenbereich sowie die emotionalen Befindlichkeiten von Kind und Eltern. Neben
der Abfrage der bisherigen Entwicklung und besonderer lebensgeschichtlicher Ereignisse
sowie der Problemlage in Mathematik können im Rahmen des Anamnesegesprächs auch
sonstige Fragen und Anliegen von Kind und Eltern thematisiert werden.
Anzumerken ist noch, dass der begleitende Elternteil auch
während der anschließenden Diagnostik durchgehend anwesend und klar angewiesen
ist, nur passiv teilzunehmen und zu beobachten. Für evtl. auftauchende Fragen
haben die Eltern Papier und Stift zur Verfügung, um diese niederzuschreiben und
im Anschluss ansprechen zu können. Das Kind sitzt an der Breitseite des
Tisches, Therapeut und Elternteil in der Regel einander gegenüber an den
Längsseiten. Während des Diagnosegesprächs sind Therapeut und Kind also „um´s Eck“ einander zugewandt, der anwesende Elternteil im
Hintergrund.
Da die Aufgabensammlung, die bei der Diagnostik
Verwendung findet, keinen standardisierten Test darstellt, kann auch sehr
flexibel in der Testsituation vorgegangen werden. Es können der bearbeitete Zahlenraum
wie auch die Formulierungen der Fragestellungen spontan angepasst werden, zu
schwere Fragen können ebenso wie zu leicht erscheinende ausgelassen werden. Es
wird konsequent nach Denkweisen und Lösungsansätzen des Kindes gefragt und
diese werden ebenso wie körpersprachliche Rückmeldungen, Besonderheiten im
Tempo etc. sowie erzielte Rechenergebnisse mitprotokolliert.
Beim Auswertungsgespräch (dabei ist das Kind wahlweise
anwesend oder nicht - in Einzelfällen kommt es vor, dass Eltern einige
anamnestische Informationen nicht vor dem Kind besprechen wollen oder das
Ausmaß der vorliegenden Rechenschwäche derart massiv ist, dass die Anwesenheit
des Kindes bei diesem Gespräch bewusst vermieden wird) werden die Eltern über
die Problemlage ausführlich informiert und erhalten auch erste Ideen zur
häuslichen Förderung. Zusätzlich werden grundlegende Aspekte der Förderung wie
zeitlicher Umfang, konsequente Durchführung, Art der Aufgaben, Umgang mit
Fehlern oder die Art der sprachlichen Begleitung von Übungen (in Form anregender Fragen) thematisiert.
Die Eltern bekommen einige Tage nach dem Ersttermin einen
ausführlichen schriftlichen Bericht über die Ergebnisse der
Rechenleistungsdiagnostik für sich bzw. auch zur Vorlage in der Schule.
Auf der Grundlage der Ergebnisse der
Rechenleistungsdiagnostik werden jene Bereiche, in denen sich deutliche
Schwächen bzw. mangelndes Verständnis zeigen, von der Basis her in den
Förderaufbau eingeplant.
Eine Kontaktaufnahme mit dem Lehrer / der Lehrerin des
Kindes wird angeboten und angeregt, die Entscheidung darüber bleibt jedoch
letztlich natürlich den Eltern überlassen. Wird dies von den Eltern erwünscht,
erfolgt zumeist eine telefonische Kontaktaufnahme mit oder von Seiten der
Lehrkraft. Ein regelmäßiger Kontakt und gegenseitiger Informationsaustausch
über die momentan behandelten Inhalte und Förderansätze, den Leistungsstand des
Kindes und gegebene Fortschritte wird jedenfalls angestrebt, stellt sich von
Fall zu Fall aber immer wieder höchst unterschiedlich dar.
Nach dem Ersttermin kommt es im Normalfall zu regelmäßigen
Therapiestunden, die üblicherweise alle zwei Wochen stattfinden. Auch bei
diesen (vollen) Stunden ist jeweils ein Elternteil (in Einzelfällen ein
Großelternteil oder ein Nachhilfelehrer) anwesend, damit es zu einer wirklichen Zusammenarbeit mit einem Erwachsenen im
Sinne des geförderten Kindes kommen kann. Auf diese Art hat die Person, die den
fördernden Part zu Hause übernimmt, die Gelegenheit, neben den durchgeführten
Übungen und Spielen auch die Art der Durchführung und sprachlichen Begleitung
beobachten zu können. Dadurch kann im Sinne des Modelllernens auch die
sprachliche Begleitung der durchgeführten Übungen, der flexible Umgang mit den
Übungsanweisungen, die konsequent geduldige und freundliche Interaktion durch
die Begleitperson wahrgenommen und Schritt für Schritt auch in die eigene
Arbeit mit dem Kind übernommen werden. In diesem Zusammenhang ist anzumerken,
dass die Anwesenheit eines Elternteils nicht nur Vorteile hat, diese jedoch deutlich
überwiegen. Für die Zeit zwischen zwei Therapieeinheiten werden Übungen und
Spiele für die Übungssequenzen zu Hause vorgezeigt, erläutert und in Form von
schriftlichen Übungsbeschreibungen mitgegeben, die dann möglichst täglich in
einer Zeitspanne von 10 bis 15 Minuten bearbeitet werden sollen. Auch wenn
Eltern insbesondere aufgrund von begleitenden, emotionalen Belastungen nicht
immer die besten Lernpartner für die eigenen Kinder sind, sind sie zumeist doch
die bestmöglichen oder sogar einzigmöglichen für regelmäßig durchgeführte und
begleitete Einheiten. Ein
wesentlicher Vorteil der persönlichen Teilnahme zumindest eines Elternteils
besteht auch darin, dass dieser aktiv einen Teil der Verantwortung für die
Verbesserung der Problemlage übernimmt und diese nicht auslagert. Darüber
hinaus besteht für die Eltern dadurch die Möglichkeit, sich unmittelbar ein
Bild von der Art und Weise der Betreuung zu machen und besser beurteilen zu
können, ob die mit dem Kind geleistete Förderarbeit den eigenen Vorstellungen
entspricht.
Im Förderaufbau wird darauf geachtet, dass Bereiche
jeweils hierarchisch aufbauend bearbeitet werden ohne auf ausreichend
festigende und automatisierende Phasen zu verzichten. Dabei ist es besonders
wichtig, Verbesserungen immer wieder möglichst objektiv zu überprüfen und
fallweise wieder im Niveau zurückzugehen, wenn erkannt wird, dass ein
Stoffgebiet zu früh abgeschlossen wurde.
Es erweist sich immer wieder als unterschiedlich
schwierig, aktuelle schulische Inhalte des Mathematikunterrichts außer Acht zu
lassen und nur in den notwendigen Basisbereichen zu arbeiten. Eine wesentliche
Rolle dabei, ob dies bestmöglich gelingen kann, spielen dabei mit Sicherheit
der schulische Umgang mit dem vorliegenden Rückstand und das Verständnis, das
Eltern dafür aufbringen, dass tatsächliche Fortschritte nur erzielt werden
können, wenn das Niveau der Förderung am Kind orientiert wird.
Vor jeder Therapieeinheit haben die Eltern die
Möglichkeit einige Tage zuvor per Mail diverse Vorabinformationen über den
Fortschritt, sich ergebende Fragen bzw. Probleme, die im Rahmen der zu Hause
durchgeführten Übungen aufgetreten sind, zu übermitteln. So kann der aktuelle
Stand bereits in der Planung der Einheit Berücksichtigung finden. Von diesem Angebot
macht etwa ein Drittel der Eltern regelmäßig Gebrauch.
Zumeist wird eine Therapieeinheit einen Tag davor
durchgeplant, erforderliche Ausdrucke werden vorbereitet. Anzumerken ist allerdings,
dass Therapiestunden nur selten den geplanten Verlauf nehmen, da sowohl
inhaltliche Vorhaben als auch zeitlich geplante Abläufe häufig nicht in der vorgesehenen
Form eingehalten werden können und ein flexibler Umgang mit unterschiedlichen
Faktoren erforderlich ist. Eine Anpassung kann sich unter anderem als notwendig
erweisen, wenn seit der letzten Therapieeinheit nicht wie vereinbart geübt
wurde, Fragen zu aktuellen schulischen Inhalten gestellt werden oder die
Stimmungslage des Kindes ein erhöhtes Maß an Beziehungsarbeit bzw. mehr Pausen
erforderlich macht.
Zu Beginn jeder Therapieeinheit findet ein kurzes Sondiergespräch statt, in dem das Kind und die Eltern
berichten können, was seit der letzten Einheit passiert ist und welche offenen
Fragen mitgebracht wurden, insbesondere wenn zuvor keine Informationen gemailt
wurden.
Im ersten Teil werden dann Inhalte der letzten
Therapieeinheit und der zu Hause durchgeführten Übungssequenzen wiederholt bzw.
weitgehend abgeschlossene Bereiche überprüft und Automatisierungsübungen
durchgeführt. (Rechnungen auf Zeit, Rechenkarteien, kleine Spiele, …)
Da sich eine volle Stunde vor allem bei jüngeren Kindern
und Kindern mit schwacher Konzentrationsleistung oft als zu lange erweist, wird
nach dem ersten Teil immer wieder einmal eine kurze Pause eingelegt, in der
Bewegungsübungen (Jonglage mit Tüchern und Bällen, Balanceübungen,
Geschicklichkeitsübungen) oder kleine Spiele (Kartenspiele wie Geistesblitz,
Speed, Dobble etc. oder Spiele mit räumlichen
Inhalten wie Lechts und Rinks,
Make´n Break, Geomag, etc.)
durchgeführt werden oder es finden zwischendurch kurze Besprechungen mit den
Eltern statt, während derer das Kind eine Zeichnung anfertigen oder ein kleines
Buch lesen bzw. anschauen kann.
Der zweite Teil dient entweder der vertiefenden Arbeit in
bereits zuvor aufgegriffenen mathematischen Bereichen oder aber der Er- und
Bearbeitung neuer Inhalte.
Zum Abschluss wird zumeist, wenn es die verbleibende Zeit
noch erlaubt, ein zum gerade bearbeiteten Themenkreis passendes Spiel
durchgeführt.
Danach wird noch der nächste Termin vereinbart und besprochen, welche Übungen in welchem Ausmaß und in welcher Form der Begleitung zu Hause durchgeführt werden sollen. Dazu erhalten die Eltern regelmäßig Blätter mit Übungsbeschreibungen, Karteien werden in Form von gemailten Dateien für Automatisierungsübungen zur Verfügung gestellt. Klassische Übungsblätter erhalten die Eltern nur selten und wenn, dann nur mit klaren Anweisungen zur Durchführungsbegleitung.
Überblick über eine einzelne Therapieeinheit:
·
Gespräch über Neuigkeiten und
Stand der Förderung
·
Wiederholungs- und
Vertiefungsblock
·
Optional: Pause
·
Be- bzw. Erarbeitung vertiefender oder neuer
Inhalte
·
Abschließendes Spiel
·
Besprechung der Inhalte des
häuslichen Übens
·
Ausgabe von Beschreibungs- und
Übungsblättern
·
Festlegung eines/mehrerer
Folgetermine
Einer der bedeutsamsten Faktoren für gute Förderarbeit
und – im Idealfall - die erfolgreiche Überwindung einer Rechenschwäche liegt in
der Qualität und dem Ausmaß der Mitarbeit der Eltern des betroffenen Kindes bei
der Therapie. Dazu ist für die Eltern wichtig, von der gewählten
Interventionsform überzeugt zu sein und auch ausreichendes Wissen über das
Problemfeld der Rechenschwäche ihres Kindes durch den Therapeuten vermittelt zu
bekommen.
Darüber hinaus sind regelmäßige, gute Kontakte aller beteiligten
Personen von großer Bedeutung, damit konstruktiv am gemeinsamen Ziel der Hilfe
für einen Aufholprozess des Kindes in Mathematik gearbeitet werden kann. Dies
kann nicht stark genug betont werden, weil im Alltag immer wieder deutlich
wird, dass in der Verzweiflung über bestehende Schwierigkeiten immer wieder die
Ursachen für und mitunter auch die Schuld an der Misere bei anderen Parteien
gesucht wird, womit vorhandene Energien kontraproduktiv in meist
unterschwellige Konflikte fließen.
·
Elternberatung und
bestmögliche Unterstützung für das häusliche Üben.
Die Art und Weise, wie Eltern
in ihrer Sorge um die mathematischen Schwierigkeiten ihres Kindes reagieren, stellt insbesondere in Bezug auf die
emotionale Befindlichkeit des Kindes einen wesentlichen Einflussfaktor für den
möglichen Erfolg einer Förderung dar. „… ob eine Rechenstörung über das
mathematische Denken hinaus zu massiven psychischen Beeinträchtigungen führt,
ist auch davon abhängig, wie Mutter und Vater reagieren. All das aber ist
wieder eine Frage des Wissensstandes der Eltern.“ (Gaidoschik,
2002, S. 130) Zu Beginn ist es folglich wichtig, Eltern zu helfen, sich in ihr Kind
hineinversetzen zu können und auch inhaltlich in etwa eine Vorstellung von den
bestehenden Missverständnissen zu bekommen. „Die Förderung rechenschwacher
Kinder sollte in enger Zusammenarbeit
zwischen Schule und Elternhaus erfolgen.“ (Spiegel & Selter,
2003, S. 97) Zumeist ist das familiäre Zusammenleben durch die bestehende Problematik
bereits nachhaltig beeinträchtigt und von starker Verunsicherung geprägt. Eine
Therapeutin bzw. ein Therapeut kann durch seiner Außensicht wertvolle Impulse
geben und hat immer auch eine Beratungsfunktion für die Eltern und zwar nicht
nur auf der inhaltlichen Ebene. „Das Selbstwertgefühl des Kindes auch auf mathematischem Gebiet muss wieder
steigen, die „Misserfolgsorientierung“ muss
durchbrochen werden. …. Das erfordert aber auch ein Eingehen auf die familiäre
Situation des Kindes. Oft wird es notwendig sein, gemeinsam mit den Eltern
familiäre Abläufe zu überprüfen und auf Änderungen hinzuarbeiten“ (Gaidoschik, 2002, S. 140)
·
Konstruktive Schulkontakte zur
Optimierung der Rahmenbedingungen und zum Informationsaustausch.
Gaidoschik (2002) bezeichnet eine möglichst
enge Zusammenarbeit mit der Schule bzw. der Lehrerin des betreuten Kindes als in
fast allen Fällen unerlässlich. Hierbei kann die Therapeutin bzw. der Therapeut
als Vermittler fungieren und das gegenseitige Verständnis erhöhen. Wichtig ist jedenfalls
sowohl alle schulischen Möglichkeiten auszuschöpfen als auch bestehende Grenzen
schulischer Ressourcen und Kompetenzen wahrzunehmen. Schipper (2003) schreibt
diesbezüglich:
„Aus verschiedenen Gründen
(z.B. fehlende Diagnostik, zu große Gruppen, Auswahl der Förderkräfte) besteht
Förderunterricht zu häufig nur aus einer quantitativen Differenzierung als
Versuch, die Mängel im aktuellen Unterrichtsstoff zu beheben. Benötigt wird
jedoch eine qualitativ hochwertige Förderung, die zielgerichtet auf die
individuellen Probleme des Kindes eingeht. Diese beziehen sich i.d.R. auf
Unterrichtsinhalte, deren Behandlung schon zwei oder mehrere Schuljahre
zurückliegt. Wegen dieser großen Diskrepanz zwischen aktuellem
Unterrichtsinhalt und tatsächlichem Problem des Kindes kann nicht erwartet
werden, dass Maßnahmen der inneren Differenzierung allein ausreichend sein
können.“ (Schipper, 2003, S. 116f)
Je besser Hilfestellungen und
Fördermaßnahmen abgestimmt werden und umso klarer die gegenseitigen
Erwartungshaltungen offengelegt werden, desto effizienter kann ein Kind
unterstützt werden.
Alina war zum Vorstellungszeitpunkt im Juni 2013 9;4 Jahre alt und hat die 3.Klasse einer öffentlichen Volksschule
in Wien besucht. Etwa 2 Monate davor war eine psychologische Testung bei einer
klinischen Psychologin durchgeführt worden, bei der Dyskalkulie, Legasthenie
und ADHS diagnostiziert wurde. Bezüglich der Probleme im Rechnen wurde
empfohlen, eine therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen und den Eltern
wurden Kontaktdaten (u.a. der Schmunzelclub in Döbling) bekanntgegeben.
Alina ist ein Adoptivkind, sie ist als Säugling zur
Familie gekommen, was ihr bekannt ist. Ihre leibliche Mutter war zum Zeitpunkt
der Geburt 24 Jahre alt. Alina lebt ohne Geschwister mit ihren Adoptiveltern im
gemeinsamen Haushalt.
Über die Prä-, Peri- und Postnatale Entwicklung ist
nichts bekannt. Die Sprachentwicklung sei unauffällig verlaufen. Die motorische
Entwicklung sei zuerst (die ersten 2 Lebensjahre) ohne Besonderheiten
verlaufen, Alina habe in Folge ein hohes Maß an Bewegungsbedürfnis gezeigt,
wobei sie feinmotorisch ungeschickt sei, oft erhöhte Körperspannung aufweise
und auch eine verkrampfte Schreibhaltung habe. Die Sauberkeitsentwicklung sei insgesamt
ohne große Probleme verlaufen, gelegentliches Einnässen in der Nacht erfolgte
bis in das 5.Lebensjahr hinein. Als Kleinkind hatte Alina Schlafstörungen, ist
schlafgewandelt, habe im Schlaf gesprochen und hatte Alpträume, dies habe sich
jedoch nach einer Craniosacral-Therapie im Alter von
etwa 3 Jahren wesentlich gebessert.
Bei der letzten Augenuntersuchung wurde die Notwendigkeit
einer Prismenbrille festgestellt, davor hatte sie
bereits eine Brille für die Schule (leichte Kurzsichtigkeit), die sie jedoch
kaum getragen hätte. Die Eltern möchten in Bezug auf die Prismenbrille
jetzt noch eine zweite Meinung einholen. Der letzte Hörtest hätte in der
2.Klasse in der Schule stattgefunden, dabei seien keine Probleme festgestellt
worden.
In Bezug auf ihre sozio-emotionale Entwicklung wird von
einer guten Integration in der Klasse und einem guten Auskommen sowohl mit
Mädchen als auch mit Buben berichtet, besonders gute verstehe sie sich mit
jüngeren Kindern.
Alina hat 2 Jahre lang einen Kindergarten in Wien besucht,
anschließend in eine Volksschule gewechselt, in der sie mittlerweile die
4.Klasse besucht. Alinas Eltern berichten über Verhaltensauffälligkeiten in der
Schule. Sie störe häufig den Unterricht, es fiele ihr schwer, ruhig sitzen zu
bleiben. Sie ließe sich sehr stark durch Geräusche ablenken, ihre
Konzentrationsleistung sei sehr schwach. Im letzten Jahreszeugnis (3.Klasse)
hat Alina in Deutsch und Mathematik jeweils einen 3er gehabt, sonst nur 1er.
Hausübungen könnten zu Hause recht gut durchgeführt werden, allerdings hätten
die Probleme speziell in Mathematik während der 2.Klasse kontinuierlich
zugenommen (Orientierung im Zahlenraum, Textaufgaben) und Alina wäre zunehmend
belastet und habe auch oft geweint.
Zu Hause sei ihr auffällig hoher Bewegungsdrang (sogar
während des Fernsehens) anzumerken. Sie ist sehr impulsiv und es seien starke
Stimmungsschwankungen an der Tagesordnung. Zuckerkonsum wirke sich verstärkend
auf ihre Unruhe und Nervosität aus. In letzter Zeit schlafe sie wieder häufiger
bei ihren Adoptiveltern im Schlafzimmer.
Bislang wurde eine Craniosacral-Therapie
(s.o.) und eine bewusste Umstellung der Ernährung
auf zuckerärmere Nahrung durchgeführt sowie der Einsatz von Schüssler-Salzen (Mischung
für hyperaktive Kinder) begonnen. Darüber hinaus besucht Alina seit einigen
Wochen eine Psychotherapie in Wien.
Nach einem Erstgespräch, Alina war zu diesem Zeitpunkt 9;2 Jahre alt, wurden von einer klinischen Psychologin
(Niederösterreich) an drei gesonderten Untersuchungsterminen diverse
Testverfahren (s.u.) durchgeführt. Bei einer Nachbesprechung wurden den Eltern
die Ergebnisse näher erläutert und unter anderem wurde eine Rechentherapie empfohlen,
die Psychologin hat die Eltern zu diesem Zweck an mich weiterverwiesen. Im
Folgenden sind die zum Einsatz gekommenen Testverfahren aufgelistet und die
Ergebnisse näher ausgeführt.
Leistungs-/Entwicklungsdiagnostik:
·
AID 2, Adaptives Intelligenz-Diagnostikum für
Kinder und Jugendliche (Kubinger, 2009)
·
K-ABC, Kaufmann-Assessment Battery for Children (Melchers & Preuß,
2009)
·
BUEGA, Basisdiagnostik f. umschriebene
Entwicklungsstörungen d. Grundschulalters (Esser, Wyschkon
& Ballaschk, 2008)
·
TROG-D Test zur Überprüfung des
Grammatikverständnisses (Fox, 2006)
·
SLRT-II Salzburger Lese- und Rechtschreibtest (Moll
& Landerl, 2010)
Spezielle Fragebogeninventare:
·
CBCL 4-18 Child Behaviour
Checklist/Elternfragebogen (Arbeitsgruppe Kinder-, Jugendlichen- und
Familiendiagnostik, 1998)
·
TRF Teacher Report
Form/Lehrerfragebogen (Arbeitsgruppe Deutsche Child Behavior
Checklist , 1994)
·
FBB-HKS Beurteilungsbogen für Eltern und Lehrer für
Hyperaktivität (Döpfner, Lehmkuhl &
Steinhausen, 2006)
Verfahren zur projektiven und
Persönlichkeitsdiagnostik:
·
Baum-Test (Avé-Lallemant,
2010)
·
Mensch-Zeichentest (Van den Vijfeijken & Frick,
2007).
·
Familie in Tieren (Brem-Gräser, 2011)
·
Sceno-Test
(Von Staabs, 2004)
Ergebnisse der Leistungs-/Entwicklungsdiagnostik:
Beim AID 2 erreicht Alina in der kognitiven
Leistungsfähigkeit ein Gesamtergebnis im unterdurchschnittlichen Bereich.
(Prozentrang: 11,7, IQ-Äquivalent von 78) Deutlich unter dem Altersdurchschnitt
liegen u.a. die Ergebnisse des Subtests 6, das
angewandte Rechnen bzw. der Umgang mit Mengen und Zahlen.
Im K-ABC zeigt sich ein besonders auffälliger
Prozentrang im ganzheitlichen Denken (SGD-Skala: PR=5). Außerdem zeigen sich
unterdurchschnittliche Ergebnisse in der SIF Skala intellektueller Fähigkeiten
(PR=16) und der NV Sprachfreien Skala (PR=12).
Im der BUEGA Basisdiagnostik zeigen sich
unterdurchschnittliche Ergebnisse in den Bereichen Aufmerksamkeit und logisches
Schlussfolgern/nonverbale Intelligenz und mit einem T-Wert <=23 besonders
große Probleme beim Rechnen.
Beim Zareki-R
Testverfahren erreicht Alina einen Gesamt-PR von 4. Auffällig schwache Werte
werden auch bei den Subtests Kopfrechnen Addition (PR=1),
Kopfrechnen Subtraktion (PR=10), Textaufgaben (PR=1) und Zahlenvergleich (PR=10)
erreicht. Bei Zahlenschreiben (PR=22) und beim Zahlenstrahl (PR=25) werden
unterdurchschnittliche Ergebnisse erzielt. In den Subtests
Zählen, Zählen rückwärts mündlich und Zahlenlesen hingegen wird jeweils ein PR von 100 erreicht. Es liege eine Rechenschwäche/Dyskalkulie vor.
Im TROG-D Test haben sich bei einem PR von 21
lediglich leichte Schwierigkeiten im
Grammatikverständnis gezeigt.
Im SLRT II ergab sich sowohl bei den falsch
geschriebenen Wörtern als auch bei den NO-Fehlern jeweils einen PR von 11-20,
eine leichte Rechtschreibschwäche liege vor.
Ergebnisse der Fragebogeninventare:
Die Ergebnisse der von den beiden Elternteilen und
der Lehrerin ausgefüllten Fragebögen ergeben in allen drei Skalen
(Aufmerksamkeitsstörung, Hyperaktivität und Impulsivität) auffällige
Ergebnisse, es wäre von einer hyperkinetischen
Störung auszugehen.
Hier möchte ich anmerken, dass ich es für
bedenklich halte, ausschließlich auf der Basis von
Fragebogeninventarergebnissen eine hyperkinetische Störung zu attestieren, ohne
zusätzlich u.a. auch medizinische Abklärungen durchzuführen (Schilddrüsenuntersuchung,
EEG, …).
Ergebnisse der projektiven und
Persönlichkeitsdiagnostik:
Die Psychologin schreibt im Befund von im
Wesentlichen guten Beziehungen zu den Adoptiveltern, wobei die Adoptivmutter als strenger wahrgenommen wird. Alina könne
Grenzen schlecht erkennen und einhalten. Das Sprechen über und die Reflexion
von Gefühle/n fielen Alina schwer, sie verfüge kaum über adäquate Bewältigungsstrategien für negative Gefühle. Insgesamt
fällt die Auseinandersetzung mit ihrer Herkunft auf und sie zeige deutlich
regressive Tendenzen.
Als wichtige Ressourcen werden ihre immer noch
bestehende Lernfreude, Motivation und Neugierde ebenso genannt wie ihre
sportlichen Begabungen, ihre Tierliebe und das gute familiäre Klima.
Empfehlungen durch die Psychologin:
·
Augenuntersuchung (mittlerweile erfolgt)
·
Untersuchung des Gehörs und der Hörverarbeitung
(insbesondere der auditiven Differenzierung)
·
Ergotherapeutische Abklärung
·
Neuropsychiatrische Untersuchung – evtl. Medikation
·
Teilleistungstraining: Rechnen, Serialität,
Konzentration, Rechtschreiben
·
Spezielle Therapie in einer Gruppe für hyperaktive
Kinder
·
Elternberatung
Diagnosen nach ICD-10:
·
F90.0 einfache Aktivitäts- und
Aufmerksamkeitsstörung
·
F83 kombinierte
umschriebene Entwicklungsstörung
2.2.2 Qualitative
mathematische Diagnostik
Vorab berichten die Eltern über beobachtete
Auffälligkeiten, die in der Bearbeitung mathematischer Aufgabenstellungen
aufgetreten seien. Diese zeigen sich besonders seit Beginn der 2.Klasse
besonders in Bezug auf Größenordnungen im Zahlenraum 100. Das Schreiben von
Zahlen sei immer wieder fehlerhaft (Zehner – Einer), Größenvergleiche gelingen
immer wieder nicht korrekt. Kopfrechnen fiele schwer, es sind immer wieder
zählende Rechenstrategien zu beobachten. Zehnerüber- und -unterschreitende
Rechnungen (nebeneinander angeschrieben) bereiten besondere Probleme.
Schriftliche Strichrechnungen gelingen weit besser. Aufgaben mit Einheiten
sowie Textaufgaben bereiten ebenso Schwierigkeiten, unrealistische Ergebnisse
werden ohne Verwunderung übernommen. Das Arbeitstempo und die auftretende
Ermüdung seien auffällig, erhöhter Widerstand beim Rechnen sei immer wieder
beobachtbar.
Ergebnisse der qualitativen Förderdiagnostik:
Adoptivmutter und –vater
waren bei der Diagnostik anwesend, die Auswahl der Aufgaben und die
Schwerpunktsetzung wurden auf die vorliegenden Ergebnisse des Zareki-R abgestimmt.
Alina zeigt sich im Verlauf des Gesprächs kooperativ, offen und
freundlich und arbeitet gut motiviert mit. Alina ist sehr bemüht, die ihr
gestellten Aufgaben bestmöglich zu lösen und gibt bereitwillig über ihre
mathematischen Lösungswege ihrem Alter entsprechend Auskunft. Im Zuge des etwa
70 Minuten dauernden Diagnosegespräches ist allerdings
eine deutliche Ermüdung erkennbar. Es musste eine Pause eingelegt werden.
In der Simultanerfassung zeigen sich keine Auffälligkeiten. Die
Bedeutung sowie der Unterschied von Kardinal- und Ordinalaspekt von Zahlen
werden verstanden. Insgesamt zeigt sich ein unauffälliges grundlegendes
Zahlenverständnis, die 1-zu-1-Zuordnung von Zahlen gelingt, Zahlen werden im
Sinne der Invarianz verstanden. Das Vorlesen einiger Zahlen gelingt fehlerfrei.
Durch ein Zahlendiktat vorgegebene Zahlen werden ohne Probleme korrekt
angeschrieben, wobei zu beobachten ist, dass Einer zumeist sprachgetreu vor den
Zehnern angeschrieben werden. Vorgänger und Nachfolger von Zahlen können
problemlos genannt werden.
Bei Aufsagen einer Zahlenreihe (vw. bzw. rw.) jeweils von einer vorgegebenen Zahl ausgehend gelingen
Aufgaben im Zahlenraum 100 schnell und sicher, bei 152 beginnend (rw.) sagt Alina: „151, 150, Pause, 141, längere Pause 149,
148, …“. Zahlenvergleiche gelingen im Zahlenraum 100 gut, nur 111<98 ist
fehlerhaft.
Zahlenzerlegungen im Zahlenraum 10 sind oft spontan abrufbar, allerdings
gibt Alina nach 2 und 6 auch 2 und 7 als Zerlegung von 8 an.
Wesentliche Probleme in den mathematischen Grundlagenbereichen ergeben
sich in Folge im Bereich des Stellenwertverständnisses, Unsicherheiten im Bündelungsprinzip
des dekadischen Zahlensystems werden sichtbar. Bei einer Aufgabe mit
Montessori-Perlenmaterial soll Alina die zugehörige Zahl zu 8 Perlenstangen (in
2 Vierergruppen gelegt) und einer Einerperle angeben.
Obwohl sie das Material kennt, gibt sie 21 an.
Auf nur mit Anfangs- und Endzahl beschrifteten Zahlenstrahlen
(0______________10 bzw. 0______________100) zeichnet Alina angesagte Zahlen
ohne Bezug zur Gesamtlänge des jeweiligen Strahls nach einzelnen Zählschritten
ein. Befragt, welche Zahl wohl in der Mitte des 100er-Strahls anzuschreiben
sei, antwortet sie mit 57 und korrigiert dann auf 87.
Bei einigen Ergänzungsaufgaben auf den nächsten Zehner bzw. Hunderter
gelingen die Ergänzungen auf den nächsten Zehner gut, „130“ wird dann mit „110“
auf den nächsten Hunderter „140“ ergänzt.
Ergebnisse von Strichrechnungen werden „im Kopf“ fast ausschließlich
einzeln zählend jeweils neu ermittelt. Auf Basis der oben dargestellten
Missverständnisse mehrstellige Zahlen betreffend, können Rechenoperationen nur
mit Hilfe meist eingelernter Strategien (vorwiegend einzel-schrittiges
Zählen) unreflektiert abgearbeitet werden, die jedoch sehr fehleranfällig sind.
Strichrechnungen, die „im Kopf“ durchzuführen sind, bereiten insbesondere
Schwierigkeiten, wenn Über- bzw. Unterschreitungen erforderlich sind.
Strichrechnungen sind für Alina aufgrund der hohen
Konzentrationsanforderung (beim für sie notwendigen Zählprozess) sehr schwierig
und dauern lange, es setzt sehr schnell eine deutliche Ermüdung ein. Bei 16+25
scheint sie überfordert. Als Hilfe wurde der Zwischenschritt 16+20 angeboten,
was sich aber nicht als hilfreich erwiesen hat, denn sie gibt als Ergebnis 620
an - offensichtlich als Folge von Stellenwertproblemen. 90-4 sei 89. Es sind
auch wiederholt Zählfehler um 1 zu beobachten: 38 + 7 = 44 (38, 39, 40, 41, 42,
43, 44 – 7 Zählschritte mit falschem Zählstart) oder 21 – 3 = 19 (21, 20, 19).
Addition und Subtraktion scheinen von ihrer inhaltlichen Bedeutung her
verstanden worden zu sein, Punktrechnungen nicht.
Aufgaben des kleinen Einmaleins sind zum Teil spontan abrufbar (3·5,
8·6, 7·8, 6·2). 4·5=30, 9·7=56 und 2 · 24 wird dann mit 18 angegeben, weil ja 2
· 4 = 8 sei. In-Sätzchen bzw. Divisionen wurden nicht mehr weiter abgefragt,
nachdem 8 : 2 = 3 gerechnet wurde und größere Aufgaben
zu schwer erscheinen.
Schriftliche Rechenverfahren von Additionen, Subtraktionen und
Multiplikationen helfen Alina offensichtlich in der Kompensation des mangelnden
Verständnisses, jeweils eine Rechnung gelingt ohne Fehler und relativ zügig.
Alina hat keine sichere Vorstellung von Längenmaßen, 1cm wird etwa als
Länge eines Fingers angeboten. Bei Textaufgaben (als Text vorgelegt und
vorgelesen) ergeben sich massive Probleme.
Zusammenfassung:
Alina besitzt ein gutes grundlegendes Zahlenverständnis. Zahlen werden
in kardinalem und ordinalem Sinn verstanden, die Invarianz von Zahlen ebenso.
Die Zahlenzerlegungen im Zahlenraum 10 sind weitgehend gefestigt, jedoch noch
nicht ausreichend automatisiert.
Der Zahlenraum über 10 hinaus ist inhaltlich nicht ausreichend
verstanden bzw. abgesichert, zweistellige Zahlen werden wiederholt nicht
richtig erfasst und verarbeitet. Das Bündelungsprinzip des dekadischen
Stellenwertsystems bereitet beim Rechnen massive Probleme. Analogien können
nicht auf Rechnungen in höherem Zahlenraum angewendet werden. Alina ist auf
mechanisch eingelernte Abläufe angewiesen um Rechnungen bearbeiten zu können,
was auf Dauer in größeren Zahlenräumen nicht mehr effizient zu leisten ist.
Richtige Ergebnisse zu erzielen gelingt mit steigendem Zahlenraum nicht oder
nur unter sichtbar erhöhter Anstrengung, sodass Alina schneller ermüdet,
störungs- und mit Fortdauer auch fehleranfälliger wird.
Die inhaltlichen Aspekte der Strichrechnungen werden von Alina
verstanden. Dies ist bei Punktrechnungen nicht der Fall, diese können nicht
oder nur schematisch abgearbeitet werden.
Um Alina zu helfen, dauerhafte Fortschritte erzielen und bestehende
Missverständnisse sowie Unsicherheiten ausräumen zu können, wurden folgende
Bereiche in die Therapieplanung aufgenommen:
·
Automatisierung
der Zahlenzerlegungen im ZR10
·
Stellenwertgrundlagen
(Tausch- und Bündelungsgedanke, …)
·
Erweiterung des
Stellenwertsystems auf größere Zahlenräume
·
Strategien zur
nicht zählenden Bewältigung von Strichrechnungen (um dadurch die Notwendigkeit
des zählenden Rechnens abzubauen)
·
Fähigkeiten im
Kopfrechnen, Stärkung von ableitenden Rechenstrategien
·
Über- und
unterschreitende Strichrechnungen
·
Operationsverständnis
der Punktrechnungen
·
Erarbeitung und
Automatisierung des kleinen Einmaleins
In weiterer Folge (bzw. ergänzend) sollen noch folgende Themenkreise
bearbeitet werden:
·
Längenmaße
· Umsetzung von Texten in mathematische Operationen
Als Therapieziele werden allen voran die Automatisierung der
Zahlenzerlegungen im Zahlenraum 10 sowie das grundlegende
Stellenwertverständnis in Angriff genommen, gefolgt von den anderen oben
aufgelisteten Bereichen.
Darüber hinaus sollte in der Therapie besonders auf die zum
Startzeitpunkt bereits deutlich ausgeprägte Ablehnung gegen jede Form von
Rechnen Rücksicht genommen werden und besonders auf einen möglichst freudvollen
Zugang geachtet werden. Insbesondere sollte ein gewährender Umgang mit Fehlern
erfolgen, also sollte auf negative Rückmeldungen im Rahmen der Therapie
weitgehend bewusst verzichtet werden (wobei dies generell einen Aspekt jeder
Förderung darstellt)
Der Ablauf der Therapie wird im Folgenden aus Gründen der
Übersichtlichkeit punktuell behandelt, wobei es im Rahmen der Betreuung
natürlich durchgehend zu Überschneidungen gekommen ist. Außerdem wurde im Sinne
regelmäßiger Wiederholungen auch nach neuen, aufbauenden Inhalten immer wieder
auf vorhergehende Bereiche zurückgegangen.
·
Zahlenzerlegungen:
Das erste Teilziel war, alle Zahlenzerlegungen im Zahlenraum 10 zu festigen und
zu automatisieren. Dazu wurden vorerst alle 1+x und x+1 Zerlegungen, alle Verdopplungen
und die aus ihnen ableitbaren Zerlegungen sowie jene, die mit Hilfe der „Kraft
der Fünf“ ableitbar sind, bearbeitet. Damit sind bereits 35 der insgesamt 45
Zerlegungen abgedeckt. Die verbleibenden Paare wurden in Folge als Nachbarzerlegungen
bereits erarbeiteter Zerlegungen eingeführt. (z.B. 3/4 als Nachbarzerlegung von
3/3 oder 2/7 als jene von 1/7). Der Aufbau wurde mit Hilfe einer Übungskartei
bearbeitet, bei der jeweils schrittweise neue Karten hinzugefügt wurden,
Zusammenhänge mit bereits gut gekonnten Zerlegungen wurden immer wieder aufgegriffen.
Außerdem wurde immer wieder
mit Hilfe von Handzerlegungen die „Kraft der Fünf“
genutzt, wobei jeweils die Betrachtung von Gesamtheiten
an Fingern einer Hand betont wurde. (z.B.
„5 und wie viele Finger ergeben 7?“) Dazu wurden auch Übungen durchgeführt, bei
denen die Fingerbilder unter dem Tisch angezeigt und besprochen wurden. („Wie viele Finger hast du an dieser Hand ausgestreckt?
Und an dieser? Wie viele sind denn
nicht ausgestreckt?“) Später wurde dann das bearbeitete Prinzip mit Hilfe eines
in zwei Fünferfelder unterteilten Zehnerfeldes weiter bearbeitet. Somit konnten
bald die Beziehungen aller Zahlen in Bezug zu 5 und 10 bearbeitet und gefestigt
werden.
Zur Automatisierung wurde in
den Förderstunden und zu Hause immer wieder das Klappbrettspiel („Shut the Box“) gespielt, wobei
bei unsicheren Zerlegungen jeweils Nachbarzerlegungen als Hilfe angeboten
wurden. Als weiteres Spiel zur Festigung der Zerlegungen wurde das Smiliespiel eingesetzt. (Auf jedem Kärtchen sind ein bis
maximal 10 Smilies in strukturierten Anordnungen zu
je max. 5 Smilies in einer Reihe abgebildet) Bei einer Übung sollte Alina bei einzelnen
Kärtchen nur möglichst schnell durch Zusammenfassen kleiner Gruppen die
Gesamtzahl an Smilies erkennen und nennen. Bei einer
zweiten Übung wurden die Kärtchen aufgelegt und es mussten immer eine bestimmte
Anzahl an Smilies aufgenommen werden (entweder auf
einem oder auf mehreren Kärtchen gemeinsam).
·
Strich- und
Ergänzungsrechnungen im Zahlenraum 10:
Von den
zuvor geübten Zerlegungen ausgehend wurden nun Strichrechnungen abgeleitet. Von
einer mit Zählmaterial (Bohnen, Perlen) gelegten Zahlenzerlegung ausgehend
wurden mögliche Rechenoperationen abgeleitet. Beispielsweise wurden 6 Bohnen in
4 und 2 geteilt und Rechnungen wie 2+4 = 6, 6-2 = 4 oder 2+_=6 „abgelesen“ und
schriftlich festgehalten. Dabei wurde mitunter auch eine Teilmenge durch eine
Hand verdeckt. Ergänzungsaufgaben wurden unter anderem derart behandelt, dass
vorerst einige Perlen unter der Hand versteckt waren (Anzahl unbekannt) und
dann sichtbar 2 zusätzliche Perlen unter die Hand geschoben wurden. Dann wurde die
Perlenanzahl unter der Hand aufgedeckt und erfragt, wie viele sich zu Beginn
unter der Hand befunden hätten. Auch bei diesen Übungen wurde die gefundene
Rechnung im Anschluss verschriftlicht.
Zur
Festigung kamen wieder Karteikarten zum Einsatz, je ein Kartensatz für Additionen,
Subtraktionen und Ergänzungsrechnungen.
Rechnungen
im Zahlenraum 10 konnten innerhalb von 2 Monaten gut gefestigt werden, wobei
Alina bis heute fallweise in größerem Zahlenraum auf zählende Rechenstrategien zurückgreift,
wenn die stellenwertrichtige Behandlung von Strichrechnungen erhöhte
Anstrengung erfordert.
Zur
Festigung wurde auch noch ein einfaches Spiel mit normalen Schnapskarten durchgeführt.
Dabei zählt jede Karte entsprechend des abgebildeten Wertes, Asse zählen je 1,
Bub, Dame und König je 10. Vorerst wurde nur mit den Spielkarten von 1 bis 9
und den Assen gespielt. Aus dem gemischten Stapel wurden zwei Karten
aufgedeckt, eine links und eine rechts. Dann wurde auf einer Seite eine Jokerkarte dazugelegt und Alina musste angeben, welche
Rechnung der Joker mit der Zahl auf seiner Seite durchführen müsste um die Zahl
der anderen Seite als Ergebnis zu errechnen. Später wurde das Spiel auch in
höherem Zahlenraum mit allen Karten eingesetzt.
Auch das
Spiel Dschungeltrio (Ravensburger) eignete sich zur freudvollen Bearbeitung der
Strichrechnungen im Zahlenraum 9 bzw. 16. Auf einem Spielfeld mit den Zahlen
von 1 bis 9 (oder 16) müssen Zahlen mit Plättchen abgedeckt werden. Dabei wird
mit 2 bis 3 Sechserwürfeln gewürfelt (alternativ können auch Zehnerwürfel
verwendet werden) und die erzielten Augenzahlen dürfen beliebig addiert oder
subtrahiert werden, um dann eben ein Plättchen der eigenen Farbe auf dem Feld
der Ergebniszahl ablegen zu dürfen. Das Spiel endet entweder, wenn alle Felder
abgedeckt wurden oder, wenn eine komplette waagrechte oder senkrechte Reihe von
3 (bzw. 4) Plättchen abgedeckt werden konnte.
·
Stellenwertneuaufbau:
Der
Behandlung des dekadischen „Platz x Wert – Systems“ kam aufgrund der Ergebnisse
der Diagnostik im Rahmen der Therapiearbeit mit Alina die größte Bedeutung zu.
Gleich zu
Beginn wurde den Eltern empfohlen, sich auch für zu Hause das in der Therapie
verwendete Dienes-Stellenwertmaterial zuzulegen,
damit zu Hause gleiche Übungen wie in der Förderung möglich wären. Die Eltern
haben sich das Material bereits zu Beginn der Therapie besorgt.
Zuerst wurden
die drei „Übersetzungen“ zwischen gesprochener, geschriebener bzw. mit
Zahlenkarten gelegter sowie mit Material
dargestellter Zahl bearbeitet.
Danach
wurden Übungen zur Bündelung durchgeführt. Es wurde eine größere Anzahl an Einerwürfeln und/oder Zehnerstangen vorgelegt und es musste
die Gesamtanzahl ermittelt werden, wobei jeweils 10 Stück einer dekadischen
Einheit in die nächsthöhere zu
tauschen waren. Zuletzt musste die Gesamtzahl mit hölzernen Zahlenkarten gesteckt werden.
Zum Teil
wurden Übungen ähnlich einem Laufdiktat absolviert, bei denen das Stellenwertmaterial
im Raum verteilt wurde und Alina jeweils angesagte Anzahlen holen bzw.
zurückbringen musste.
Neben der
isolierten Bearbeitung des Stellenwertverständnisses wurden die Stellenwerte
dann bei der Durchführung von Strichrechnungen im Rahmen der sprachlichen
Begleitung besonders betont. Fallweise kam dabei auch das Dienes-Stellenwertmaterial
zum Einsatz. Zur Erleichterung wurde immer wieder ein unterstützendes
Stellenwertraster eingesetzt.
Zur
Bearbeitung des Zahlenraums bis zur Million wurde in Folge die Hierarchie der Zahlen
(Montessori-Material, Schulwolf) in Verbindung mit dem Bankenspiel verwendet.
Bislang wurden jedoch nur die korrekte Benennung der Stellenwerte sowie das
richtige Aussprechen und das Schreiben in Dreierblöcken thematisiert. Gerechnet
wurde bislang fast ausschließlich im Zahlenraum 1 000.
Fallweise
wurden Zahlen auch auf einem unbeschrifteten
Zahlenstrich eingezeichnet, um Größenverhältnisse zu visualisieren.
Beispielsweise wurden nur die Zahlen
30 und 40 eingezeichnet und es sollten noch beliebige andere Zahlen eingetragen
werden.
·
Kopfrechnen,
Rechenstrategien:
Immer
wieder wurden diverse Rechenstrategien im steigenden Zahlenraum (10, 20, 100, 1
000) bearbeitet. Besonderer Wert wurde hierbei auf ableitendes Vorgehen gelegt
- es wurden bei noch nicht automatisierten Aufgaben also jeweils „Nachbaraufgaben“
ermittelt, die hilfreich zur Ableitung des verlangten Ergebnisses waren. (Bspl: Verdopplungen und „Verdopplungen plus/minus Eins“) Auf
diese Art und Weise wurden auch über- und unterschreitende Strichrechnungen
behandelt und v.a. bei Additionen wurde die Zehnerstoppmethode nur als eine von
verschiedenen Möglichkeiten (etwa bei Rechnungen der Art 8+x oder 9+x)
angeboten. Bei Subtraktionen hingegen wurde die Zehnerstoppmethode bevorzugt eingesetzt.
Im Zahlenraum bis 20 wurden wieder Karteien zur
Festigung bzw. Automatisierung eingesetzt, wobei die Anzahl der Kärtchen nur
langsam gesteigert werden sollte. Neue Rechnungen sollten von den Eltern nur
hinzugefügt werden, wenn die Aufgaben bereits automatisiert schienen oder
bereits schnell abgeleitet werden
konnten. Für die Übung von Strichrechnungen im Zahlenraum 100 wurde das Spiel Zahlenfluss
(Ravensburger) herangezogen. Dieses Spiel wurde von den Eltern auch für das
häusliche Üben gekauft und hat Alina wegen der lustigen Gestaltung der Karten
gut gefallen.
Besonderer
Wert wurde darauf gelegt, dass Alina nicht nur auf eine Rechenabfolge fixiert
wurde, sondern verschiedene Herangehensweisen angeboten wurden, aus denen sie
die für sie angenehmste heraussuchen konnte. Bei
Aufgaben wie 32 + 47 wurden abwechselnd folgende Wege angeboten:
·
30 + 40 = 70, 2 + 7 = 9, 70 + 9 = 79
·
2 + 7 = 9, 30 + 40 = 70, 70 + 9 = 79
·
32 + 40 = 72, 72 + 7 = 79
·
32 + 7 = 39; 39 + 40 = 79
Bevorzugt
wurden zuletzt die 3. und 4.Abfolge angeboten, da bei diesen beiden Arten das
Risiko merkbedingte Fehler geringer ist. Besonderer Wert wurde auf die korrekte
Benennung der Stellen beim Rechnen gelegt. Bei der ersten Abfolge sollte etwa
„Dreißig plus Vierzig“, nicht „Drei plus Vier“ gesprochen werden.
·
Übungen zum
Verdoppeln und Halbieren:
Als verbindende Übung wurden das Halbieren
und Verdoppeln von Anzahlen ohne und mit Materialhilfe (Spiegel,
Stellenwertmaterial, Plastilin, Reis) geübt.
·
Einmaleins-Aufbau:
Vorerst
sollte das Operationsverständnis des Einmaleins erarbeitet werden. Dazu wurde
intensiv an der Visualisierung von einzelnen Aufgaben im Sinne der mehrfachen
Addition einige Zeit ohne Ergebnisermittlung gearbeitet. Es wurden kleine
Teller mit jeweils gleichen Bohnenanzahlen belegt oder zu Bildern die entsprechende
Mal-Aufgabe genannt. (2 x 6 Schwedenbomben, 3 · 10 Eier, 5 · 7 Kaugummis, …) Betont
wurde anfangs auch der inhaltliche Unterschied zwischen Aufgaben der Art a · b
und b · a.
Im nächsten
Schritt kamen Blanko-Zündholzschachteln zum Einsatz, die mit Stellenwertwürfeln
gefüllt waren, je 10 mit jeder Anzahl von 0, 1, … 10. Zu einer vorgegebenen
Aufgabe mussten die richtigen Schachteln gelegt werden oder aber zu einer
vorgegebenen Auswahl die korrekte Aufgabe angeschrieben werden. Außerdem sollte Alina vorliegende Auswahlen
derart verändern, dass eine andere, geforderte
Malaufgabe entstand. Sie wurde z.B. aufgefordert, bei 10 vorliegenden Schachteln mit je 4 Steinen, eine
Veränderung vorzunehmen, sodass die Aufgabe 9 · 4 zu erkennen wäre. Dies stand
insofern im Mittelpunkt, als danach ein verknüpfender Aufbau der Malaufgaben
erfolgen sollte, der darauf abzielt, Prinzipien an Stelle von Einzelaufgaben zu
automatisieren: fünfmal als Hälfte von zehnmal,
neunmal als zehnmal minus einmal, viermal als Verdopplung von zweimal oder als
fünfmal weniger einmal, … . Auch in diesem Bereich
kamen Karteikarten zur Festigung zum Einsatz, wobei jeweils neue Karten im
Sinne des gerade behandelten Prinzips hinzugefügt wurden, z.B. Kärtchen mit Aufgabenpaaren
wie 10 · 6 und 5 · 6 auf einer Seite, damit immer wieder ein bestimmtes Ableitungsprinzip nahegelegt und
gefestigt wird.
·
Weitere
Bereiche:
Längenmaße
wurden bislang ausschließlich handelnd bearbeitet, wobei bislang nur die Längenmaße Meter, Zentimeter und
Kilometer thematisiert wurden. Es wurden Längen in Form mehrfachen Anlegens
einer Einheit (m, cm) gemessen. Die Eltern wurden gebeten mit Alina Längen von
ausgewählten Gegenständen zu schätzen und danach durch Messung zu überprüfen.
(Ebenfalls durch mehrfaches Anlegen ohne Zuhilfenahme eines Maßbandes)
Divisionen
wurden bislang noch nicht in der Förderung bearbeitet, es wird eine ausreichende
Automatisierung des kleinen Einmaleins abgewartet.
Textaufgaben
wurden in den Therapiestunden fallweise in den Mittelpunkt gestellt, wenn
Probleme im Zusammenhang mit schulischen Aufgabestellungen aufgetreten sind.
Dabei wurde besonderer Wert darauf gelegt, die inhaltlichen Aspekte durch
Handlung, Materialdarstellung oder Zeichnungen darzustellen.
Alina war
zumeist gut motivierbar und sehr aktiv bei den Übungen dabei. In den Therapieeinheiten,
die mindestens 14-tägig stattgefunden haben, erwiesen sich Alinas
Konzentrationsprobleme allerdings immer wieder als hinderlich, häufigere Pausen
und kürzere Bearbeitungssequenzen als bei anderen Kindern waren erforderlich.
Gerne hat sie auch kleine Übungssequenzen in Kombination mit körperlichen
Übungen durchgeführt, wie z.B. die Abfrage eben bearbeiteter Rechnungen neben
dem Hin- und Herwerfen eines Luftballons.
Beide
Elternteile waren von Beginn an sehr interessiert und bei der Diagnostik
anwesend. Im Laufe der therapeutischen Betreuung war dann zumeist die Mutter
bei den Fördereinheiten dabei. Soweit dies objektiv zu beurteilen war, haben
die Eltern sehr konstruktiv mitgearbeitet, was die Effizienz der Förderung
deutlich positiv beeinflusst hat.
Nach
einigen Therapieeinheiten wurde auf Wunsch der Mutter telefonisch Kontakt mit
der Lehrerin aufgenommen. Es hatte den Anschein, dass die Lehrerin mit den
Informationen nur wenig anfangen konnte und sich mehr konkrete Ideen für die
praktische Unterstützung in der Schule gewünscht hätte, was aufgrund des
bestehenden Rückstandes denkbar schwierig ist.
Mittlerweile
konnte ich Alinas Lehrerin bei einer Fortbildungsveranstaltung persönlich
kennenlernen. Dieser Kontakt war für das gegenseitige Verständnis von großer
Bedeutung im Besonderen was die gegenseitige Erwartungshaltung betrifft. Der
Druck auf beide ist wegen des relativ späten Förderstarts recht hoch, Alina
geht ja mittlerweile in die 4.Klasse.
Nach 20 je einstündigen Fördereinheiten wurde mit Hilfe des HRT 1-4 (Heidelberger
Rechentest) unter Verwendung der Normen für das 1.Quartal der 4.Klasse eine
Verlaufsdiagnostik durchgeführt. Alina war bei der Durchführung des HRT 1-4 9;10 Jahre alt und knapp 7 Monate in Betreuung.
Im Folgenden sind die Ergebnisse dieser Diagnostik in Form der
Prozenträngen angegeben, wobei jeweils die Vergleichswerte der Zareki-Ausgangstestung wo vorhanden in Klammer angeführt
sind:
·
Untertest
Schreibgeschwindigkeit: PR 92
·
Untertest
Addition: PR 28 (Zareki: PR 1)
·
Untertest
Subtraktion: PR 26 (Zareki: PR 10)
·
Untertest
Multiplikation: PR 26
·
Untertest
Division: PR 32
·
Untertest
Ergänzungsaufgaben: PR 33
Die Ergebnisse zeigen eine erfreuliche Tendenz, insbesondere die beiden
vergleichbaren Prozentränge verdeutlichen eine klare Verbesserung bei den
Strichrechnungen, die auch in der therapeutischen Arbeit sichtbar geworden ist.
Auch die Ergebnisse bei den Untertests Multiplikation und Division sind
in Anbetracht der Ausgangslage ermutigend, insbesondere, weil die Arbeit am
kleinen Einmaleins noch nicht abgeschlossen ist und Divisionen noch nicht
behandelt wurden.
Auffällig ist auch die Ausgewogenheit der Ergebnisse, dass alle
erreichten Prozentränge über 25 liegen.
Die therapeutische Begleitung von Alina erfolgt nach wie vor in
regelmäßigen Abständen, die Zusammenarbeit mit den Eltern ist gut und die Inanspruchnahme
der Unterstützung soll zumindest bis in die Sekundarstufe hinein wahrgenommen
werden. Die Lehrerin zeigt Verständnis für die Situation von Alina und ihren
Eltern und möchte Alina auch nicht die Freude an der Arbeit durch schlechte
Noten nehmen und ihre Anstrengungen würdigen. Erleichternd ist anzuführen, dass
die Eltern bereits signalisiert haben, dass keine Bestrebungen bestehen, dass
Alina in ein Gymnasium gehen sollte, was Druck von allen Beteiligten nimmt.
Das erst Kernziel der Festigung aller Zahlenzerlegungen im Zahlenraum 10
kann als abgeschlossen betrachtet werden, das zweite das grundlegende Stellenwertverständnis betreffend, ist nach wie vor Thema.
In vertrauten Zahlenräumen (etwa bis 100) kommt es nur mehr selten zu Fehlern,
die Rückschlüsse auf Probleme im Verständnis des dekadischen Stellenwertsystems
zulassen, darüber hinaus kommt es jedoch immer noch zu sinnwidriger
Verarbeitung von Stellen. Bei Strichrechnungen wird noch eine Festigung des
sicheren Subtrahierens nötig sein.
Derzeit erfolgen die Bearbeitung von zweistelligen Strichrechnungen im
Kopf sowie die finale Automatisierung des kleinen Einmaleins. Danach sollen das
Operationsverständnis sowie die rechnerische Durchführung der Division als Arbeitsschwerpunkt
gewählt werden. Anschließend stehen noch Textaufgaben und Maßumrechnungen zu
detaillierten Bearbeitung an.
Besonders erfreulich ist neben den inhaltlichen Fortschritten, dass
Alina einerseits gerne in die Therapie kommt und andererseits, dass Alina
mittlerweile freiwillig zu Hause rechnet und dies bereits mit Sätzen wie „Mathematik
macht auch Spaß.“ ausgedrückt hat. Die dadurch erkennbare, emotionale
Entspannung im Zusammenhang mit Rechenanforderungen lässt optimistisch in die
Zukunft blicken.
Julia wurde im Oktober 2012 bei mir
vorgestellt, sie war zu diesem Zeitpunkt 8;11 Jahre
alt und hat die 2.Klasse einer öffentlichen Volksschule in Wien besucht. Einen
Monat zuvor wurde Julia von einer Klinischen und Gesundheitspsychologin
getestet und in Folge zur Rechenförderung an mich weiterverwiesen. Anlass für
die Vorstellung bei einer Psychologin waren Julias Schulschwierigkeiten.
Julia lebt mit zwei Geschwistern im gemeinsamen Haushalt.
Beide Geschwister haben eine im Wesentlichen unauffällige persönliche und
schulische Entwicklung. Julia sei mittels Kaiserschnitt 2 Wochen vor dem
errechneten Termin entbunden worden und hatte 2 280g. Sie ist 4 Monate gestillt
worden, dann jedoch sehr krank geworden. Aufgrund eines Schnupfenvirus musste
sie 2 Wochen stationär ins Spital. Von diesem Zeitpunkt an sei die Entwicklung
der beiden Mädchen sehr unterschiedlich verlaufen. Julia ist später gekrabbelt
und mit ca. 15 Monaten alleine gegangen. Erst ab Kindergarteneintritt mit 22
Monaten habe sie richtige Sätze gesprochen. Die Sauberkeitsentwicklung sei mit
etwa 3,5 Jahren abgeschlossen gewesen. Die Handdominanz sei lange unklar
gewesen, Julia habe erst mit 5 Jahren zu zeichnen begonnen und schreibt nun mit
der rechten Hand.
Ab dem 8.Lebensmonat hat Julia häufig unter
Mittelohrentzündungen gelitten (jährlich 4 bis 5-mal) Im Alter von 2 Jahren sei
sie dann operiert und Flüssigkeiten aus beiden Ohren abgesaugt worden, seit
diesem Zeitpunkt habe sich eine tendenzielle Verbesserung eingestellt. Bis zum
5.Lebensjahr hat Julia dann an einem Dauerschnupfen gelitten. Immer wieder hat
Julia trotzdem noch von Ohrenentzündungen begleiteten Schnupfen und mehrmals
jährlich einen Darmvirus und leide häufig unter Verstopfung.
Aufgrund von Schwierigkeiten bei der Aussprache von „s“,
„sch“ und „z“ wurde Julia im Vorschulalter
logopädisch behandelt. Auch im Schulalter setzte sich diese Betreuung fort,
weil Julia sich akustische Vorgaben nicht gut gemerkt hat. Darüber hinaus hat
Julia einige Sitzungen bei einer Osteopathin
absolviert. Sowohl eine Augenuntersuchung, als auch zwei Hörtests
seien in den letzten beiden Jahren unauffällig verlaufen.
Julias Mutter berichtet, dass Julia oft wenig Ausdauer
zeige, sich nicht gerne anstrenge und Gesellschaftsspiele meide. Mittlerweile
zeichne sie gerne und spiele am liebsten mit Stofftieren und der Eisenbahn. Sie
habe eher Buben als Freunde und habe das Reiten als Hobby entdeckt. Schwimmen
könne sie aufgrund ihrer häufigen Ohrenprobleme noch nicht, sei aber sehr gerne
im seichten Wasser, Radfahren könne sie bereits. Julia traue sich generell
wenig zu und brauche länger, bis sie sich bei einer neuen Sache sicher sei. Sie
sei auch sehr verschlossen und würde nicht über Belastendes sprechen.
Während des ersten Schuljahres wurde Julia bereits vom
schulpsychologischen Dienst untersucht worden und von diesem Zeitpunkt an als
Vorschulkind geführt worden, danach hat sie die erste Klasse noch einmal
absolviert. Die Klassenlehrerin nimmt zeitweise eine deutliche Überforderung
wahr und freut sich über die begonnene Förderung, in der Klasse sei Julia zwar
weitgehend integriert, habe aber keine tieferen Freundschaften.
Julia besuche am Nachmittag einen Hort und werde ca. um
15 Uhr abgeholt. Hausübungen, die noch durchzuführen wären, würden sehr
belastend sein und oft viel Zeit in Anspruch nehmen.
Erstgespräch, Testungen und Verfahren sowie das
Auswertungsgespräch haben zu 4 gesonderten Terminen im August und September
2012 stattgefunden, Julia war 8;10 alt. Folgende Testverfahren
sind zum Einsatz gekommen:
Leistungs-/Wahrnehmungsdiagnostik:
·
Verfahren zur Erfassung von Teilleistungsschwächen
(Dr. Brigitte Sindelar, 2009)
·
SLRT-II Salzburger Lese- und Rechtschreibtest (Moll
& Landerl, 2010), nur Leseteil
Verfahren zur projektiven und
Persönlichkeitsdiagnostik:
·
Rorschach – Formdeuteverfahren (Rorschach, 1949)
·
Familie in Tieren (Brem-Gräser, 2011)
·
Baum-Test (Avé-Lallemant,
2010)
Ergebnisse der Leistungs-/Wahrnehmungsdiagnostik:
·
Beim Verfahren zur Erfassung von
Teilleistungsschwächen zeigten sich Schwächen in folgenden wahrnehmungsverarbeitenden Funktionen: Auditive und Visuelle Figurgrunddifferenzierung,
Raumorientierung, beginnend auf dem Niveau des Körperschemas. Außerdem haben sich
schwache Leistungen in den Bereichen Visuelle Differenzierung, Visuelles
Gedächtnis, Auditives Gedächtnis, Intermodalität und Serialität gezeigt, wobei
im Verlauf der Therapie abzuklären ist, ob diese Schwächen Folgeerscheinungen
der vorliegenden Teilleistungsschwächen sind oder isolierte Schwächen
darstellen.
·
Bei der Überprüfung typischer zentraler
Wahrnehmungsfunktionen nach Warnke zeigten sich Schwächen in der
Tonhöheunterscheidung (ab einer Quart) und in der Hand-Auge-Koordination
(Balancieren eines Stabes) sowie eine reduzierte laterale Hörverarbeitung, v.a.
konnten die Phoneme „g“, „k“ und „b“
nicht „gehört“ werden. Es zeige
sich eine Verarbeitungsschwäche der zentralen Automatisierung.
·
Im Rahmen des SLRT II erreichte Julia sowohl beim
„Wortlesen“ als auch beim „Pseudowortlesen“
im Vergleich zu Kindern ihrer Altersgruppe Werte im Durchschnittsbereich, wobei
die Werte beim Lesen sinnvoller Wörter im oberen Durchschnittsbereich lagen.
·
Beim Zareki-R
Testverfahren erreichte Julia gute bis durchschnittliche Prozentränge bei den Subtests Abzählen (PR=55), Rückwärtszählen (PR=32) und
Zahlenlesen (PR=24). Unterdurchschnittliche Ergebnisse zeigten sich bei den Subtests Zahlenschreiben (PR=1), Kopfrechnen Addieren
(PR=13) und Kopfrechnen Subtrahieren (PR=10). Anzumerken ist, dass bei der
Durchführung des Zareki-R Normwerte für die 1.Klasse
zum Einsatz kamen, Julia allerdings bereits die 1.Klasse abgeschlossen hatte
und grundsätzlich keine Unterteilung der Normwerte für Quartale oder Halbjahre
in diesem Testformat vorliegen. Aus diesem Grund dürften die Testwerte dadurch
noch vergleichsweise positiv dargestellt werden.
Da nur einige Subtests
durchgeführt wurden, konnte außerdem kein Gesamt-Prozentrang angegeben werden.
Ergebnisse
der projektiven und Persönlichkeitsdiagnostik:
In den projektiven Verfahren zeigten sich Hinweise auf
Unsicherheiten in neuen Situationen und bezüglich der Zukunft sowie auf
verdrängte Aggressionen und Schuldgefühle. Konflikte mit dem Vater scheinen
verdrängt zu werden. Julia dürfte über einen guten Realitätsbezug verfügen,
auch die Beziehung zur Sexualität stellt sich unauffällig dar. Es ergeben sich
deutliche Hinweise auf massive Selbstunsicherheit und einen geringen Zugang zur
eigenen Gefühlswelt. In der Gruppe scheint sich Julia, wenn auch hier affektiv
gehemmt, wohl zu fühlen.
Zusammenfassung und Empfehlungen durch die
Psychologin:
Julia habe sich bei den Testungen kooperativ und
motiviert gezeigt und habe konzentriert und bemüht gearbeitet. Sie sei
freundlich und höflich und nach anfänglicher Schüchternheit mit Fortdauer
gesprächiger und sehr empfänglich für Lob gewesen. Folgende Empfehlungen wurden
ausgesprochen:
·
Teilleistungstraining nach Sindelar
·
Ordnungsschwellentraining zur Verbesserung der
zeitlichen Verarbeitung von Reizen
·
Lateraltraining zur Verbesserung der Hemisphären-Koordination
·
Genauere Abklärung der Rechenleistung in Form einer
Förderdiagnose und einer anschließenden Rechenschwächetherapie
·
Vermeidung von großem Leistungsdruck
·
Häufiges angebrachtes Lob zur Stärkung des
Selbstbewusstseins
Es wurde keine Diagnose nach ICD10 angeführt.
Vorab berichtet die Mutter über aufgetretene Auffälligkeiten
im Zusammenhang mit dem Rechenerwerb. Diese wären seit Beginn der Bearbeitung
von Subtraktionen und Ergänzungsrechnungen deutlich geworden. Zahlenzerlegungen
und Fingerbilder von Zahlen seien im Vergleich zu ihrer Zwillingsschwester
nicht gefestigt bzw. „klar“. Das Kopfrechnen sei nach wie vor eine große Hürde,
Strichrechnungen werden nur einzeln zählend bearbeitet und viele Fehler deuten
auf Schwierigkeiten mit den Stellenwerten hin. In der Schule findet eine
regelmäßige Unterstützung durch eine Sprachheillehrerin statt, außerdem seien
Fördermaßnahmen bei einer Psychologin begonnen worden. (siehe oben). Vorwiegend
übe die Mutter mit Julia, die schon recht verzagt sei und einmal gesagt habe:
„Ich brauche ein neues Gehirn.“ Die Lehrerin wird als kooperativ und
verständnisvoll dargestellt, sie berichtet von guten und schlechten Tagen im
schulischen Rechnen. Die Mutter vermutet, dass sich diese Beurteilung lediglich
auf die Richtigkeit der Ergebnisse bezieht und nicht auf das vorliegende
Verständnis.
Ergebnisse der qualitativen Förderdiagnostik:
Bei der Diagnostik war die Mutter anwesend. Bei der Auswahl der Aufgaben
für die qualitative Diagnostik wurden die vorliegenden Ergebnisse des Zareki-R insofern berücksichtigt, dass einige Aufgaben des
Fragenkatalogs nicht zum Einsatz kamen.
Julia zeigt sich im Verlauf des Gesprächs kooperativ, offen und
freundlich und arbeitet lange Zeit gut motiviert mit, gegen Ende möchte sie
jedoch bei schwierigeren Aufgaben aufhören und nach Hause gehen. Julia ist bis
dahin sehr bemüht, die ihr gestellten Aufgaben bestmöglich zu lösen, jedoch
fällt es ihr schwer, mathematische Rechen-/Lösungswege in Worten zu
beschreiben. Im Zuge des etwa 60 Minuten dauernden Diagnosegespräches ist ihre
Ermüdung erkennbar, und es musste vor den letzten Aufgaben eine Pause eingelegt
werden.
Simultanerfassung, Bedeutung sowie Unterschied von Kardinal- und
Ordinalaspekt von Zahlen werden verstanden. Auch Fingerbilder von (An-)Zahlen
bis 10 können spontan gezeigt werden. Auffällig ist dabei nur, dass manche
Fingerbilder nicht den „üblichen“ entsprechen, 8 zeigt sie z.B. als 4 und 4.
Insgesamt zeigt sich ein im Wesentlichen gutes grundlegendes
Zahlenverständnis, allerdings sind vereinzelt Unsicherheiten bei Aufgaben zur
Invarianz von Zahlen und in der „1 zu 1-Zuordnung“ erkennbar. Beim Abzählen von
7 aufgelegten Holzchips kommt Julia auf die korrekte Anzahl. Nach der offensichtlich
nur räumlichen Positionsveränderung einiger Chips, zählt sie nach der Anzahl
befragt, diese erneut hoch, ohne sich über die erneute Nachfrage erkennbar zu
wundern. Bei einer zweiten Veränderung
zählt sie dann jedoch nicht mehr. Außerdem zeigt sich eine einzeln zählende
Strategie als vorwiegende Form der Ermittlung von Anzahlen, kleine vorgegebene
Gruppen (z.B. 7 als 2 und 2 und 3) werden nicht als Hilfe verwendet
(„Alleszählen“ statt „Weiterzählen“)
Parallel aufgelegte Anzahlen werden beim Vergleich nicht in Bezug auf
die reale Anzahl sondern auf die räumliche Erstreckung beurteilt. Bei zwei
parallel in Eins-zu-Eins-Zuordnung aufgelegten Objektreihen (7 und 6) wird jene
mit 7 korrekt mit „da mehr“ beschrieben. Nachdem jedoch die 6 Objekte auseinandergezogen
werden, sodass die Reihe länger wird als jene mit 7, beschreibt Julia die
6er-Reihe mit „jetzt dort mehr“. Analog beschreibt sie zwei Viererreihen zuerst
als „gleich viele“ und nach dem Zusammenschieben oder dem Bau eines Turmes mit
den Steinen einer Reihe die Elemente dieser Reihe als weniger.
Das Vorlesen einiger ein- und zweistelliger Zahlen gelingt fehlerfrei.
Durch ein Zahlendiktat vorgegebene Zahlen werden korrekt angeschrieben, wobei
jedoch zu beobachten ist, dass sie vereinzelt Ziffern spiegelverkehrt zu Papier
bringt und z.B. bei 59 zuerst 9 anschreibt, wieder durchstreicht und dann 59 korrekt
anschreibt.
Bei Aufsagen einer Zahlenreihe (vorwärts bzw. rückwärts) jeweils von
einer vorgegebenen Zahl ausgehend ist Julia im Zahlenraum 10 sehr sicher und
schnell. Von 26 beginnend weiter zu zählen, habe sie noch nicht gelernt, von 15
beginnend setzt sie mit 6 fort. Vorgänger und Nachfolger (kleine und große
Nachbarn) von 4, 18 und 20 können hingegen problemlos genannt werden.
Beim Nachsprechen von vorgesagten Zahlen zeigen sich bereits bei 5
Zahlen deutliche Probleme. (Arbeitsgedächtnis)
Die Zahlenzerlegungen im Zahlenraum 10 sind nicht ausreichend
automatisiert, was sich in Folge auch in Form von Problemen bei
Strichrechnungen auswirkt, bei denen sich als scheinbar einzige mögliche
Rechenstrategie ein langsames einschrittiges Vorgehen im Kopf zeigt, das sehr
anstrengend erscheint und von außen weder klar erkennbar (körpersprachlich) ist
noch von Julia verbal beschrieben werden kann. Auffällig ist dabei lediglich
das langsame Arbeitstempo.
Die nicht abgesicherten Zahlenzerlegungen erschweren Julia jedenfalls in
Kombination mit einem noch nicht klaren Verständnis des Stellenwerts bzw. des
Bündelungsprinzips im dekadischen Zahlensystem jedes Rechnen enorm und führen
dazu, dass Rechnungen mit größeren Zahlen nicht mehr gelöst werden können.
13+2=32 („31, 32“) und 16+4=64 („61, 62, 63, 64“ weisen auf diese
Schwierigkeiten mit zweistelligen Zahlen hin. Vertauschung von Z und E und
Zählfehler um 1.
Bei einer Aufgabe mit Montessori-Perlenmaterial soll Julia die Zahl
benennen, die mit 8 Perlenstangen und einer Einzelperle gelegt ist. Sie
antwortet mit „41“ und ändert ihre Antwort auch auf Nachfrage und einem Hinweis
auf die 8 Stangen nicht.
Strichrechnungen, die „im Kopf“ durchzuführen sind, gelingen nur, wenn
sie auswendig gewusst werden und mit
sehr kleinen Zahlen angeboten werden (3+3, 3+4, 1+6, 6-1). 9-4 oder 9-6 seien
beispielsweise jedoch „… zu schwer“. Auf über- und unterschreitende Aufgaben sowie
Punktrechnungen wurde in Folge verzichtet.
Auffällig ist noch, dass Julia weder zu den Längeneinheiten m und cm
noch zu den Begriffen „doppelt“ oder „halb“ eine klare Vorstellung hat.
Zusammenfassung:
Julia besitzt trotz einzelner Unsicherheiten ein im Wesentlichen
sicheres grundlegendes Zahlenverständnis. Zahlen werden in kardinalem und
ordinalem Sinn verstanden. Zahlenzerlegungen im ZR10 sind allerdings nicht ausreichend
gefestigt und automatisiert. Auch aus diesem Grund ist Julia bei Additionen und
Subtraktionen zumeist auf ineffiziente (vermutlich einzeln zählende
Rechenstrategien) angewiesen.
Der Zahlenraum über 10 hinaus ist inhaltlich nicht entsprechend
verstanden bzw. abgesichert, zweistellige Zahlen werden wiederholt nicht korrekt
erfasst und verarbeitet. Neben dem mangelnden inhaltlichen Verständnis dürften
auch Probleme in der Raumwahrnehmung die korrekte Behandlung mehrstelliger
Zahlen erschweren.
Julia ist auf mechanisch eingelernte Abläufe angewiesen um Rechnungen
bearbeiten zu können, was auf Dauer in größeren Zahlenräumen nicht mehr
effizient zu leisten ist. Richtige Ergebnisse werden im größeren Zahlenraum kaum
erbracht. Es kommt bei deutlich sichtbarer Anstrengung zu vielen Fehlern, Julia
ermüdet schnell und ist leicht abzulenken.
Diverse mathematische „Vokabel“ werden nicht ihrer Bedeutung nach
verstanden.
Julia bedarf einer schrittweisen Bearbeitung (bzw. Neuaufbaus) folgender
Bereiche:
·
Basales Zahlenverständnis (Invarianz,
Eins-zu-Eins-Zuordnung)
·
Zahlenzerlegungen im ZR10
·
Stellenwertgrundlagen (Tausch- und
Bündelungsgedanke, …)
·
Aufbau und Festigung nicht zählender Strategien bei
der Bearbeitung von Strichrechnungen
·
Stärkung ableitender Rechenstrategien unter, Nutzung
von Analogien
In weiterer Folge sollen noch folgende Themenkreise bearbeitet werden:
·
Bearbeitung unverstandener mathematischer
Fachbegriffe
·
Verständnisbasierter Aufbau der Punktrechnungen
Zuerst stehen die Festigung des Zahlenverständnisses im Sinne der
Invarianz und der „Eins-zu-eins-Zuordnung“ im Mittelpunkt, anschließend die
Automatisierung der Zahlenzerlegungen im Zahlenraum 10.
Danach soll das grundlegende Verständnis des dekadischen Zahlensystems er-
bzw. bearbeitet werden, gefolgt von den anderen oben aufgelisteten
Themenbereichen.
Auch bei Julia wird die Art und Weise der Begleitung wesentlichen Anteil
an den Erfolgsaussichten haben, die Qualität der Beziehungsarbeit einen
wichtigen motivationalen Faktor darstellen. Besonders spielerische Übungsformen
sollen ihr einen positiven Zugang zur Mathematik erleichtern. Natürlich stellen
besonders bei ihr ein konstruktiver Umgang mit Fehlern und viel Lob sinnvolle
Maßnahmen dar, um ihrer bereits vorhandenen Ablehnung gegen das Rechnen
entgegenwirken zu können.
Die Therapiebereiche werden wie bereits bei Alina punktuell behandelt.
Auch bei Julia entspricht diese Abfolge nicht einem linearen Aufbau, sondern
stellt den Betreuungsablauf vereinfacht dar, erfolgte Überschneidungen bzw. Wiederholungssequenzen bleiben in diesem Sinne unerwähnt.
·
Zahlengrundverständnis
Zu Beginn der
Therapie wurden einige Übungen zur „Eins-zu-Eins-zuordnung“ durchgeführt:
Vergleiche zweier Anzahlen auf Gleichheit durch Zuordnung der Elemente, Herstellen
von Gleichheit. Übungen zur Bearbeitungen des Verständnisses der Invarianz
erfolgten in Anlehnung an Piaget im Sinne der Mengenerhaltung, Mengeninvarianz
und in Folge der quantitativen Invarianz. (Die Erhaltung von Masse, Volumen
bzw. Anzahlen wurde in praktischen Aufgaben anschaulich
bearbeitet) Die Übungen konnten zügig und lustvoll durchgeführt werden und
haben zu keinen nennenswerten Problemen geführt.
·
Zahlenzerlegungen:
Zahlenzerlegungen im Zahlenraum 10 wurden in analoger Weise, ebenso unter besonderer
Berücksichtigung der „Kraft der Fünf“ wie bei Alina aufgebaut und eingeübt.
Spielerisch wurde dieser Bereich mit dem Klappbrettspiel, mit dem Spiel „Halli-Galli“, dem Smiliespiel
(siehe Alina) und auch dem „Plättchenwürfeln“ bearbeitet.
Dabei werden eine Anzahl an Wendeplättchen auf den Tisch geworfen („gewürfelt“),
wobei zuvor von Julia und dem mitspielenden Erwachsenen jeweils zuvor ein Tipp
abzugeben war, bei wie vielen Plättchen die blaue und bei wie vielen die rote
Seiten oben zu liegen kommen würde. Für jeden richtigen Tipp wurde jeweils ein
Gewinnpunkt gutgeschrieben.
Auch bei Julia wurde die Automatisierung mit Hilfe
einer Übungskartei betrieben.
·
Strich- und
Ergänzungsrechnungen im Zahlenraum 10:
Zum Einsatz kamen wiederholt
die Einspluseins- und die Einsminuseins-Treppe,
bei der einer aufgelegten Zahlenreihe von 0 bis 10 in Form von Zahlenkärtchen jeweils
Kärtchen mit Plus- und Minusrechnungen zuzuordnen sind, deren Ergebnis mit der
Zahl des entsprechenden Kärtchens übereinstimmt.
Die Ableitung von Rechnungen
aus den Zahlenzerlegungen wurde wie bei Alina durchgeführt.
Zur Festigung aller
Strichrechnungen im Zahlenraum 10 wurde auch der bewusste Einsatz von
Zusammenhängen eingesetzt. Wenn zu einer auf einem Kärtchen vorgegebenen
Rechnung nicht spontan das Ergebnis genannt werden konnte, musste immer eine
hilfreiche Rechnung auf einem anderen Kärtchen gesucht werden. Der Zusammenhang
sollte jeweils von Julia verbal beschrieben werden, das Rechenergebnis wurde
nicht zwingend verlangt. Beispielsweise hat Julia als Hilfe für die Rechnung „2
+ 6“ die Rechnung „1 + 6“ herausgesucht und den Zusammenhang „Das Ergebnis ist
um Eins größer.“ erklärt.
Ergänzungsrechnungen wurden
mit Hilfe einer Balkenwaage bearbeitet, damit Julia
abstrakte Schreibweisen wie _ + 2 = 7 mit einer Vorstellung verbinden konnte.
Hier wurden z.B. auf einer Seite der Waage 7 große Steckwürfel platziert, auf
der anderen 5, die unter einem dünnen undurchsichtigen Blatt versteckt waren.
Anschließend wurden zu den 5 noch weitere hinzugefügt, sodass Gleichgewicht
entstand. So konnte Julia auf die versteckte Anzahl rückschließen.
Ergänzungsaufgaben auf 10 und
20 wurden unter Einsatz von Fingerbildern und dem Zwanzigerfeld mit
Wendeplättchen bearbeitet.
·
Verdoppeln
und Halbieren:
Als Kernaufgaben
der Addition sollten alle Verdopplungen gesondert erarbeitet und gefestigt
werden. Dazu wurden zuerst die Begriffe „doppelt“, „das Doppelte“, „halb“ und
„die Hälfte“ handelnd bearbeitet. Als Hilfsmittel wurden Spiegel, Abaco, Fingerbilder und Zwanzigerfeld eingesetzt. Julia
bedurfte einiger Wiederholungen bis die
Begriffe ausreichend gefestigt waren.
·
Stellenwertneuaufbau:
Da
Julia noch sehr verspielt ist, wurde für den Stellenwertaufbau nicht wie
zumeist das Dienes-Material,
sondern Eierkartons mit Holzeiern sowie Baumwollsäckchen mit Perlen
verwendet.
Bei
ersten Übungen wurde eine vorgegebene Anzahl an Eiern (Perlen) zu je 10 Stück
in leere Eierkartons (Baumwollsäckchen) gefüllt. Die sich ergebenden Anzahlen
an Eierkartons (Baumwollsäckchen) und übrig gebliebenen Eiern (Perlen) mussten
anschließend in einen Stellenwertraster eingetragen werden.
Anschließend
wurde über längere Zeit wieder an den „Übersetzungen“ zwischen gesprochener,
geschriebener sowie mit Material gelegter Zahl gearbeitet.
Danach
kam zur Festigung des Bündelns und Entbündelns das „Hunderterspiel“ mit Dienes-Material zum Einsatz. Dabei soll schneller als es
die Mitspielerin schafft, ein Hunderter zusammengebaut werden. Es wird
abwechselnd mit 2 oder 3 Würfeln gewürfelt, und dann dürfen entsprechend der erwürfelten Augensumme Einer-Würfel
genommen werden. Je 10 Würfel können jeweils zu einer Zehnerstange gebündelt
werden. Wer zuerst eine Hunderterplatte zusammenbauen
kann, gewinnt. Umgekehrt kann auch mit einer Hunderterplatte begonnen werden
und die gewürfelte Augensumme jeweils in Form von Einer-Würfeln bzw.
Zehnerstangen entfernt werden. Dabei sind immer wieder Entbündelungen
nötig. Zwischendurch wurde immer wieder auch die momentan vorhandene Anzahl notiert.
Da
Größer- und Kleiner-Zeichen immer wieder verwechselt wurden, wurde im Rahmen
der Stellenwertübungen auch immer wieder der korrekte Einsatz des < und > Zeichens einbezogen sowie der
Begriff Unterscheid eingeführt, der bislang nicht verstanden war.
Zur
spielerischen Bearbeitung des Stellenwertes kam auch das Spiel „Zahlenraten“ (AMIGO)
zum Einsatz. 50 Zahlenkarten (1-50) wurden in 5 Zehnerreihen aufgelegt und ein
Spieler notierte verdeckt eine Zahl. Die andere Spielerin tippte nun, welche
Zahl es sei. Bei einem falschen Tipp musste dann die Frage auf der Rückseite der Karte in Bezug auf die getippte Zahl
beantwortet werden. Es handelt sich um Fragen wie „Enthält die Zahl die Ziffer
4?“ oder „Ist die Zahl gerade?“. So
kann die ratende Spielerin Karten umdrehen, die nicht in Frage kommen. Siegerin
ist, wer weniger Rateversuche benötigt, um die von der Mitspielerin ausgewählte
Zahl herauszufinden.
·
Kopfrechnen, Rechenstrategien:
Besonders
schwer gestaltete und gestaltet sich das Bemühen, nähere Beschreibungen zu
Julias Rechenschritten im Kopf einzufordern. Julia wurde immer wieder dazu
angehalten, Rechenschritte näher zu erklären und auch eine Betonung der beiden
Stellenwerte durchzuführen, was aber bis heute nur zu Teilerfolgen geführt hat.
Deutlich verbessert zeigt sich immerhin phasenweise die Rechengeschwindigkeit,
die Anzahl der Rechnungen die automatisiert scheinen, hat sich deutlich erhöht
und auch Hilfestellungen in Form von Nennung hilfreicher Nachbarrechnungen kann
zunehmend genutzt werden.
Mit
den Zahlenmauern konnte auch ein Übungsformat gefunden werden, das Julia annimmt
und vergleichsweise gerne bearbeitet.
Spiele,
die bei der Bearbeitung von Strichrechnungen im Zahlenraum 30 bzw. 1000 Verwendung fanden, waren das Spiel Heckmeck am Bratwurmeck (ZOCH) und das Tiroler
Rechenroulette.
·
Punktrechnungen:
Aufgrund des langsamen
Fortschreitens im Aufbau der Strichrechnungen wurde erst spät mit der
Bearbeitung der Punktrechnungen begonnen. Einige Zeit wurde der Bearbeitung der
Königsaufgaben (1x, 2x, 5x, 10x) gewidmet und anschließend wurde und wird bis
heute immer wieder an der Festigung aller Aufgaben des kleinen Einmaleins unter
Betonung der Beziehungen der Grundaufgaben untereinander gearbeitet.
Dabei kamen auch immer wieder
die bereits beim Therapieverlauf von Alina beschriebenen, mit Stellenwertwürfeln
befüllten Blanko-Zündholzschachteln zum Einsatz.
Divisionen wurden vorwiegend
in Hinblick auf das inhaltliche Verständnis handelnd
bearbeitet, jedoch noch nicht intensiv geübt.
Julia ist ein
noch sehr verspieltes Mädchen, das immer wieder in kleinkindliches Verhalten
zurückfällt und phasenweise auch in „Babysprache“ spricht. Im Laufe der
Therapiestunden hat sich gezeigt, dass sich dieser Umstand durch die
Anwesenheit der Mutter auch noch verstärkt. Aus diesem Grund bin ich im
Einvernehmen mit der Mutter dazu übergegangen, den ersten Teil jeder
Fördereinheit (20-40 Minuten) zuerst alleine mit Julia zu arbeiten und erst
dann die Mutter dazu zu holen, um ihr die durchgeführten Übungen zeigen und
erläutern zu können.
Wichtig war
auch bei ihr ein abwechslungsreiches Programm, unter anderem habe ich mit ihr
auch immer wieder am Boden liegend gearbeitet.
Mit der
Mutter von Julia, selbst Lehrerin, ist eine gute Zusammenarbeit möglich, aktuelle
Übungen konnten stets offen besprochen und sehr gut koordiniert werden. Den
Vater habe ich erst einmal bei einer Einheit begrüßen dürfen, er arbeitet zu
Hause jedoch nicht mit Julia.
In der
Schule, in der Julia die erste Klasse besucht hat, hat sich die Situation im
Laufe des ersten Halbjahres der 2.Klasse enorm verhärtet. Negative
Rückmeldungen von Seiten der Lehrerin haben sich zunehmend gehäuft, Julia wurde
immer frustrierter, ihre Mutter immer mehr verärgert. Soweit dies objektiv
beurteilbar ist, konnte die Lehrerin scheinbar nicht gut mit Julias
Lernschwäche umgehen und hat immer wieder Fehler betont und Julia kritisiert,
die sich oft vor den anderen bloßgestellt sah. Aus diesem Grund hat ihre Mutter
auch keinen Kontakt zwischen mir und der Lehrerin gewünscht. Die Situation
eskalierte laut Mutter Ende 2012, was noch vor Semesterende zu einem
Schulwechsel geführt hat, der sich in Folge als günstig erwiesen hat. Julia sei
seitdem offener, erzähle im Gegensatz zu früher gerne von der Schule und hat
sich auch gut in die Klassengemeinschaft eingefunden. Mit der neuen Lehrerin
haben zwei Telefonate stattgefunden, sie sei mit Julias Entwicklung zufrieden.
In der
Therapie haben sich eine steigende Freude und mehr Interesse am Rechnen eingestellt.
Einmal fragte sie: „Weißt du, was 12 · 44 ist? Es ist 528!“ Woher Julia auf
diese Rechnung kam, wusste auch ihr Mutter nicht, Julia war aber sehr stolz
darauf.
Nach 28 je einstündigen Fördereinheiten wurde mit Hilfe des HRT 1-4
unter Verwendung der Normen für das 2.Quartal der 3.Klasse eine
Verlaufsdiagnostik durchgeführt. Julia war bei der Durchführung des HRT 1-4 10;2 Jahre alt und bereits knapp 14 Monate in Betreuung.
Im Folgenden sind die Ergebnisse dieser Diagnostik in Form der
Prozenträngen angegeben, wobei jeweils die Vergleichswerte der Zareki-Ausgangstestung wo vorhanden in Klammer angeführt
sind:
·
Untertest
Addition: PR 33 (Zareki:
PR 13)
·
Untertest
Subtraktion: PR 9 (Zareki: PR 10)
·
Untertest
Multiplikation: PR 46
·
Untertest
Division: PR 62
Die Ergebnisse zeigen eine erfreuliche Tendenz beim Subtest
Addition, der Prozentrang bei den Subtraktionen war ernüchternd. Ich hatte
keine klare Erklärung für die scheinbare Stagnation in diesem Bereich. Es ist
anzunehmen, dass das Augenmerk deutlich stärker und länger auf die Additionen
gerichtet war. Seit der Verlaufsdiagnostik wird der Schwerpunkt der
therapeutischen Arbeit klar auf die Bearbeitung von Subtraktionen gelegt.
Erfreulich sind die Ergebnisse bei den Untertests Multiplikation und
Division, insbesondere weil sich zu zeigen scheint, dass bereits viele
Grundaufgaben gut gefestigt sind und auch die Division, die derzeit auch in der
Schule Thema ist, bereits von Beginn an besser gelingt, als das zuvor in anderen
Bereichen der Fall war.
Um auch im Bereich der Subtraktionen die Qualität der Förderung
überprüfen zu können, wird noch vor den Sommerferien erneut eine
Verlaufsdiagnostik mit Hilfe des HRT 1-4
durchgeführt werden.
Julia bleibt bis auf weiteres in therapeutischer Betreuung. Die durchaus
wörtlich zu nehmende Kooperation mit der Mutter gestaltet sich sehr
konstruktiv. Insbesondere der Umstand, dass Julias Mutter ihre Fortschritte als
Maß ihrer Zufriedenheit nimmt und Verbesserungen registriert und rückmeldet,
auch wenn diese noch deutlich hinter dem Klassenniveau zurückliegen, nimmt viel
Druck für alle Beteiligten heraus.
Auch der vollzogene Schulwechsel dürfte in diesem Fall die richtige
Entscheidung gewesen sein, die aktuelle Lehrerin geht mit der Situation gut um
und respektiert Julia auch mit ihren Schwierigkeiten und hat sehr dazu
beigetragen, dass sie wieder mehr Zutrauen zu sich selbst entwickeln und mehr
Lernfreude in Mathematik zurückgewinnen konnte.
Kritisch anzumerken ist die vom Schulsystem praktizierte Lösung, Kinder
der ersten Schulstufe, welche dem Klassenniveau nicht folgen können, im
Klassenverband zu belassen und als Vorschulkind zu führen. Insbesondere wenn
Kinder deutliche Probleme in Mathematik zeigen, wäre es für Betroffene wichtig,
unmittelbar mit stärkenden Fördermaßnahmen an der Basis zu beginnen, statt sie aus
Einsparungsgründen (es gibt immer weniger Vorschulklassen) bloß „mitzunehmen“.
Diese gängige Praxis ist auch bei Volksschullehrerinnen stark in der Kritik.
Julia dürfte ihren zweiten Durchgang der 1.Schulstufe mit weitgehend
unveränderter Wissensbasis in Mathematik begonnen haben wie den ersten.
Positiv kann man die Verbesserungen im Zahlenverständnis, die
Absicherung der Zahlenzerlegungen im Zahlenraum 10 sowie die deutliche
Steigerung bei der Addition sehen. Ebenfalls zufriedenstellend sind der
mittlerweile deutlich sicherere Umgang mit Zehnern und Einern sowie die relativ
große Anzahl an gut beherrschten Einmaleinsaufgaben
und der erfreulich verlaufene Einstieg in die Division.
Wie bereits im Rahmen der Verlaufsdiagnostik angesprochen, gibt die nach
wie vor schwache Leistung bei Subtraktionen Anlass zur Sorge, dieser Bereich
wird in weiterer Folge ein zentrales Anliegen der weiteren Therapiearbeit sein.
Außerdem gilt es, das verbesserte Stellenwertverständnis noch zu stabilisieren
und auf größere Zahlenräume zu generalisieren.
Eine Erhöhung der Effizienz in der Therapie ist in Folge auch noch durch
die derzeit durchgeführten Trainingsprogramme in den Bereichen der
Aufmerksamkeit und der Raumwahrnehmung zu erhoffen. Eine neu hinzugekommene
Ressource ist das nicht zuletzt auch durch den Schulwechsel deutlich gestärkte
Selbstvertrauen und die damit gesteigerte Motivation.
Nicole wurde im November 2012 vorgestellt, sie
war zu diesem Zeitpunkt 10;6 Jahre alt und hat gerade
die 4.Klasse an einer öffentlichen Volksschule in Wien wiederholt. Der Vater
hat eine Empfehlung von einer befreundeten Familie erhalten, sich bezüglich
Nicoles Rechenprobleme an mich zu wenden.
Nicole ist ein dunkelhäutiges afrikanisches Mädchen und wurde im
5.Lebensmonat adoptiert. Sie hat eine um 2 Jahre jüngere ebenfalls aus Afrika
stammende adoptierte Schwester. Sie wurde regelmäßig entwicklungsdiagnostisch
begleitet und ist von zwei Psychologinnen in Wien therapeutisch betreut worden,
eine ältere Austestung aus dem September 2010 wurde vorgelegt.
Über die Schwangerschaft, die Geburt sowie die ersten 5
Lebensmonate ist nichts bekannt. Nicole sei kaum gekrabbelt und erst mit 16
Monaten sicher frei gelaufen. Es werden keine Auffälligkeiten in der
Sauberkeitsentwicklung oder der Sprachentwicklung berichtet.
Nicole hat ab ihrem 4.Lebensjahr den Kindergarten
besucht. Im Laufe des Kindergartens haben sich leichte Auffälligkeiten bei der
Aussprache einzelner Laute gezeigt und wegen koordinativer Schwierigkeiten
wurde eine ergotherapeutische Abklärung empfohlen. Im letzten Kindergartenjahr
war Nicole dann etwa ein halbes Jahr in logopädischer Betreuung und hat 10
Einheiten bei einer Ergotherapeutin absolviert.
Nicole sei sowohl im Kindergarten, als auch in der
Volksschule immer gut integriert gewesen und habe gute Freundinnen. Klettern
und Zeichnen werden als Hobbys genannt, Nicole singe auch gerne.
Als einschneidendes Lebensereignis ist der Tod der Adoptivmutter im Juli 2012 in Folge einer Krebserkrankung
anzuführen. In Bezug auf die Trauerarbeit wurden Vater und Adoptivkinder
professionell begleitet.
Insgesamt ist Nicole ein freundliches, fröhliches
Mädchen, das jedoch immer wieder recht unsicher und schüchtern wirkt.
Die Hausübungen erledigt sie fast ausnahmslos im Hort,
den sie täglich bis 16 oder 17 Uhr besucht, ihr Vater übernimmt alle sonst
anfallenden Aufgaben bzw. das Lernen für Schularbeiten und sonstige
Überprüfungen.
Es wurden bereits seit der frühen Kindheit regelmäßig
Entwicklungskontrollen am AKH in Wien durchgeführt, bei denen neben
koordinativen und feinmotorischen Schwierigkeiten keine groben Auffälligkeiten
festgestellt wurden. Eine ergotherapeutische Abklärung wurde empfohlen.
Die zuletzt durchgeführte klinisch psychologische Testung
erfolgte in Wien im September 2010 (s.u.). Seit dieser Testung wurde Nicole
durch ein Teilleistungstraining unterstützt, später kam dann auch eine psychotherapeutische
Betreuung hinzu, als ihre Mutter erkrankt war und es ihr in Folge zunehmend schlechter
gegangen ist, die Therapie findet nach wie vor, mittlerweile allerdings in
größeren Zeitabständen statt.
Leistungs-/Entwicklungsdiagnostik:
·
HAWIK III, Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für
Kinder. (Tewes, Rossmann & Schallberger,
1999)
·
Verfahren zur Erfassung von Teilleistungsschwächen
(Dr. Brigitte Sindelar, 2009)
·
SLRT-II Salzburger Lese- und Rechtschreibtest (Moll
& Landerl, 2010)
Verfahren zur projektiven und
Persönlichkeitsdiagnostik:
·
Mensch-Zeichentest (Van den Vijfeijken & Frick,
2007).
·
Sceno-Test
(Von Staabs, 2004)
·
Verzauberte Familie (Kos & Biermann, 1973)
·
Rorschach – Formdeuteverfahren (Rorschach, 1949)
Es wurde bislang
keine Rechendiagnostik durchgeführt.
Ergebnisse der Leistungs-/Entwicklungsdiagnostik:
Beim HAWIK 3 erreicht Nicole eine im Normbereich
liegende intellektuelle Leistungsfähigkeit, wobei sich ein inhomogenes
Ergebnisprofil mit Stärken in den verbal-akustischen Fähigkeiten und der visumotorischen Koordinationsfähigkeit ergibt.
Unterdurchschnittliche Teilergebnisse erzielt Nicole in der visuellen Detail-
und Gestalterfassung sowie in der räumlichen Orientierung und Wahrnehmung.
Im Verfahren zur Erfassung von Teilleistungsschwächen
zeigen sich Schwächen in der Raumorientierung, in der visuellen
Figurgrunddifferenzierung und der visuellen und auditiven Differenzierung, was
größtenteils zu den Ergebnissen des HAWIK 3 passt.
Im Rahmen des durchgeführten SLRT zeigt sich eine
sehr gute Lesefähigkeit, in der Rechtschreibleistung ergeben sich allerdings deutliche
Probleme in Bezug auf Verdopplungen, Dehnungen sowie in der Unterscheidung
harter und weicher Laute.
Ergebnisse der projektiven und
Persönlichkeitsdiagnostik:
Bei vorhandener Ichstärke sei ein reduziertes
Selbsterleben zu erkennen. Eine Affektunsicherheit im Sinne einer erhöhten
Ängstlichkeit sei vorhanden. Ängstliche Unsicherheiten im Umgang mit den
eigenen Aggressionen seien festzustellen. Bei vorhandener Kontaktbereitschaft
zeige sich eine Kontaktunsicherheit insbesondere in Konfliktsituationen in der
Gruppe Gleichaltriger.
Die Adoptiveltern stellten für Nicole die primären
Bezugspersonen dar, in deren Obhut sie sich geborgen fühle. Andererseits
beschäftige sie derzeit gedanklich ihr „Anderssein“.
Empfehlungen durch die Psychologin:
·
Teilleistungstraining in den schwachen
wahrnehmungsverarbeitenden Funktionen
·
Therapeutische Unterstützung von Nicole in Bezug
auf die erkennbaren emotionalen
Unsicherheiten.
Das Teilleistungstraining wurde aufgenommen und
konsequent, allerdings nicht in der aufgetragenen Regelmäßigkeit durchgeführt.
Das Training der visuellen Figurgrunddifferenzierung konnte bereits
abgeschlossen werden, in den Bereichen visuelle und auditive Differenzierung
und in der Raumorientierung werden noch die letzten von jeweils drei
Trainingsteilen bearbeitet.
Eine Psychotherapie wurde erst mit einiger
Verzögerung am Ende des Kalenderjahres 2011 begonnen.
Nicole wurde am 10.Oktober 2012 zwecks
Abklärung einer möglichen Rechenschwäche bzw. wegen auffälliger Probleme im
Rechnen von ihrem Adoptivvater zu einer
Rechenleistungsdiagnostik vorgestellt. Nicole wiederholt zum Zeitpunkt der Förderdiagnostik die 4.Klasse einer
Volksschule in Wien. Die Probleme seien erst seit Herbst 2012 verstärkt zu
beobachten gewesen. Allerdings habe sich davor vorwiegend seine Frau um die
schulischen Belange von Nicole gekümmert, was sich erst nach deren Tod
schlagartig geändert hat. Die Arbeitssituation sei sehr konfliktgeladen
gewesen, Nicoles Adoptivmutter habe häufig mit ihr
geschrien, habe allerdings schulische Angelegenheiten nicht aus der Hand geben
wollen.
Nicole ist sehr offen und freundlich
und arbeitet nach anfänglicher Unsicherheit gut motiviert mit. Sie ist sehr
bemüht und erklärt ihre Rechenwege bereitwillig.
Simultanerfassung, Kardinal- und
Ordinalaspekt von Zahlen, Fingerbilder, die Eins-zu-Eins-Zuordnung bzw. die
Invarianz einer Anzahl bereiten keine Probleme, es zeigt sich ein gutes
grundlegendes Zahlenverständnis. Das Vorlesen einiger Zahlen gelingt
fehlerfrei. Durch ein Zahlendiktat vorgegebene Zahlen werden ohne Probleme
korrekt angeschrieben. Zahlenzerlegungen im Zahlenraum 10 sind zumeist spontan
abrufbar bzw. gut automatisiert, nur bei der Zerlegung von 8 in zwei Teile
werden 2/5 und 1/6 als mögliche Lösungen angeboten.
Besondere Probleme ergeben sich im
Zusammenhang mit dem Bündelungsprinzip des dekadischen Zahlensystems.
Beim Aufsagen einer Zahlenreihe
(vorwärts bzw. rückwärts) jeweils von einer vorgegebenen Zahl ausgehend zeigen
sich starke Unsicherheiten und Fehler, wenn rückwärts gezählt werden muss.
Bereits das Herunterzählen von 10 strengt sichtbar an und geht nur langsam, von
91 beginnend antwortet sie: „90, 98, 97, 96, ….., 92, 91, 80“, wobei dies nur
sehr stockend und unter hohem sichtbaren Konzentrationsaufwand
gelingt.
Bei einer Aufgabenstellung, bei der
Vorgänger und Nachfolger von Zahlen zu nennen sind, gelingt dies nur bei ein-
und zweistelligen Zahlen, für 250 gibt sie 240 und 260 an, für 800 dann 879 und
881. Das Legen 2- und 3-stelliger Zahlen mit Montessori-Perlenmaterial gelingt
jedoch fehlerlos.
Auf nur mit Anfangs- und Endzahl
beschrifteten Zahlenstrahlen (0____________10 bzw. 0___________100 und
0____________1000) werden Zahlen ohne Bezug auf die Gesamtlänge nach Einer-
oder Zehner-Zählschritten eingezeichnet: 51 deutlich links der Mitte von 0 und
100, 190 deutlich rechts der Mitte von 0 und 1000.
Weitere Auffälligkeiten in Zusammenhang
mit dem Stellenwert: Beim Größenvergleich von Zahlen wird 9810 als größer als
11 480 beurteilt, bei der Zahl 428 gibt Nicole z.B. an, 4 seien die Hunderter,
2 die Einer und 8 die Zehner. 50 wird mit 50 auf den nächsten Zehner, 130 mit
290 auf den nächsten Hunderter ergänzt.
Ergebnisse von Strichrechnungen werden
häufig einzeln zählend ermittelt. So ergeben sich wiederholt „Fehler um 1“, die
dies belegen: 19+3=21 (19, 20, 21 als Zählschritte), 8+4=11 (8, 9, 10, 11).
Addition und Subtraktion werden von ihrer inhaltlichen Bedeutung her zwar
verstanden, jedoch bereiten Strichrechnungen die „im Kopf“ durchzuführen sind Schwierigkeiten,
insbesondere wenn Über- bzw. Unterschreitungen erforderlich sind: 16+9 wird
einzeln hochgezählt, 90-4 sei 76 und 25-8=74. Hier wird die mangelnde
Orientierung im Zahlenraum jenseits der 10 deutlich, das Ergebnis erstaunt
Nicole nicht. Nebeneinander vorgegebene Summanden überfordern Nicole, z.B. kann
die Addition 16+25 nur mit Hilfe einer beschrifteten Hundertertafel mit Einer-
und Zehnerzählschritten gelöst werden. Beim üblichen Untereinanderschreiben
kann die Stellenwertproblematik kompensiert werden.
Viele Aufgaben des kleinen Einmaleins
sind gut automatisiert und spontan abrufbar, kleine Divisionen (einstelliger Divisor)
gelingen ebenfalls. Mit Hilfe schriftlicher Rechenverfahren der
Grundrechenarten können die bestehenden Probleme häufig kompensiert werden.
Nicole hat keine sichere Vorstellung
von Längenmaßen, ein Meter wird mit etwa 20cm gezeigt, ein Zentimeter mit etwa
10cm.
Zusammenfassung:
Nicole besitzt ein gutes und sicheres
grundlegendes Zahlenverständnis. Zahlen werden in kardinalem und ordinalem Sinn
verstanden, die Invarianz von Zahlen ebenso. Die Zahlenzerlegungen im
Zahlenraum 10 sind weitgehend gefestigt und automatisiert.
Der Zahlenraum über 10 hinaus ist
inhaltlich nicht ausreichend verstanden bzw. abgesichert, zweistellige Zahlen
werden wiederholt nicht richtig erfasst und verarbeitet. Das Bündelungsprinzip
des dekadischen Stellenwertsystems bereitet beim Rechnen massive Probleme.
Analogien können nicht auf Rechnungen in höherem Zahlenraum angewendet werden.
Die inhaltlichen Aspekte der
Grundrechnungsarten werden von Nicole verstanden.
Es besteht keine korrekte Vorstellung
von Längenmaßen.
Das Kernproblem besteht offensichtlich
im mangelnden Verständnis der Stellenwerte und der bereits stark ausgeprägten
Kompensation über schriftliche Rechenverfahren, die tlw. sogar im Kopf
visualisiert durchgeführt werden.
Als zentrale Inhalte der Therapie
sollten also folgende Bereiche aufgegriffen werden:
·
Stellenwertgrundlagen (Tausch- und Bündelungsgedanke, …)
·
Erweiterung des Stellenwertsystems auf größere
Zahlenräume
·
Nicht zählende Strategien zur Bewältigung von
Strichrechnungen
·
Fähigkeiten im Kopfrechnen
·
Stärkung von ableitenden Strategien beim Rechnen, Nutzen
von Analogien
·
Über- und unterschreitende Strichrechnungen
Im Gegensatz zur Betreuung der beiden anderen Mädchen, stand bei Nicole von
Beginn an ganz eindeutig das Problem im Umgang mit Stellenwerten im Mittelpunkt
der therapeutischen Arbeit.
·
Strich- und
Ergänzungsrechnungen im Zahlenraum 10:
Zahlenzerlegungen sowie
Strich- und Ergänzungsrechnungen im Zahlenraum 10 wurden nur in den ersten vier
Einheiten in kurzen Sequenzen bearbeitet, haben aber keine weiteren Übungen erfordert. Zum Einsatz kam dafür
auch wiederum das Klappbrettspiel.
·
Stellenwertneuaufbau:
Zuerst
wurden einige Termine lang Eierkartons mit Holzeiern verwendet, um die Bündelung
und Entbündelung von Zehnern zu bearbeiten.
Es
musste die Anzahl der vorliegenden Eier genannt bzw. aufgeschrieben werden oder zu einer genannten oder geschriebenen Zahl
die korrekte Anzahl an Kartons und einzelnen Eiern geholt werden. Diese
„Übersetzungen“ zwischen gesprochener,
geschriebener sowie mit Material gelegter Zahl wurden über Monate immer wieder durchgeführt (später
mit Dienes-Material).
Immer
wieder wurden auch das Heraushören von Stellenwerten bei gesprochenen und das Herauslesen von Stellenwerten bei
geschriebenen Zahlen geübt. Darüber hinaus sollte jeweils an einem Stellenwert
eine Veränderung vorgenommen werden. Z.B.: „Wie viele Zehner hat 827? Wie
lautet die Zahl, wenn du einen Hunderter
wegnimmst?“
Das
beim Therapieverlauf von Julia vorgestellte „Hunderterspiel“ mit Dienes- Material wurde
bis zum Tausender erweitert, wobei mit 8 Würfeln gewürfelt wurde.
Bei
der Bearbeitung diverser Aufgaben wurde auch immer wieder ein unbeschrifteter
Zahlenstrich verwendet, um die Größenverhältnisse verschiedener Stellenwerte
sichtbar zu machen. Es wurden z.B. nur zwei Zahlenwerte wie 40 und 60 beschriftet und über andere Werte
gesprochen, die eingetragen werden konnten.
Außerdem wurde dann überlegt, wie lange Strecken der Längen 1, 10 oder 100 sein müssten. (in Bezug auf die
vorgegebenen Intervalle)
Mittlerweile
wurde auch die Schreibweise großer Zahlen in Dreierblöcken thematisiert und mit
Montessorimaterial veranschaulicht.
·
Zahlennachbarn, Ergänzungen auf „volle Stellenwerte“
In
Verbindung mit dem Bearbeiten von Zahlennachbarn wurden auch wiederholt Zählübungen
in unterschiedlichen Zahlenräumen bis 100 000 durchgeführt. Darüber hinaus
wurden immer wieder Ergänzungsaufgaben auf ganze Zehner, Hunderter und
Tausender mit und ohne Anschauungsmaterial durchgeführt.
·
Kopfrechnen, Rechenstrategien:
Da
auch beim Kopfrechnen die Probleme mit der korrekten Umsetzung des „Platz x Wert“
Systems sowie das verfestigte Anhalten an schriftlichen Strategien erschwerend
wirkten, wurde besonderer Wert auf eine konkrete sprachliche Begleitung der
Rechnungen Wert gelegt. So sollte einerseits immer wieder auf die Rechenrichtung
(von links nach rechts) aufmerksam gemacht werden, andererseits ein stereotypes
Rechnen nach schriftlichen Algorithmen im Kopf verhindert werden.
Beim
Rechnen wurde also immer eine Betonung der zu einzelnen Ziffern gehörenden
Stellenwerte vorgenommen. Zum lustvolleren Üben wurden wieder Spiele
eingesetzt, darunter LOBO77 (AMIGO), Tiroler Roulette, Zahlenfluss (Ravensburger)
oder Clever 15 (Bartl).
·
Verdoppeln
und Halbieren:
Die Begriffe haben
von Beginn an keine Probleme bereitet, nur hat sich bald gezeigt, dass auch hier das Entbündeln
ungerader Stellenwerte sehr herausfordernd war. Immer wieder wurde an dieser
Thematik in unterschiedlichen Zahlenräumen
unter Zuhilfenahme diverser Anschauungsmaterialien gearbeitet.
·
Punktrechnungen:
Multiplikationen und
Divisionen gelangen im Vergleich zu Strichrechnungen von Beginn an gut, wurden
inhaltlich verstanden und konnten gut schriftlich bearbeitet werden. Es wurde
eher selten an Punktrechnungen gearbeitet, und wenn dann als erfreulicher Abschluss einer Einheit oder
wieder zur Arbeit am Stellenwert eingesetzt. Unter anderem wurden einstellige
mit zweistelligen Zahlen multipliziert, wobei hier die korrekte Verbindung
entsprechender Stellen im Vordergrund stand: z.B.: 6 · 42 = 6 · 40 + 6 · 2 =
240 + 12 = 252
Bis heute stellt die
stellenrichtige Bearbeitung von Kopfrechenaufgaben Nicole vor größere Probleme
und immer wieder wurden unterschiedliche Hilfen verwendet. Ein
Stellenwertraster wurde ebenso verwendet, wie eine Lieblingszahl als „Muster“
oder die Markierung der rechten Hand als „Einerhand“.
Nicole ist ein sehr gut motiviertes Mädchen
und arbeitet in den Therapieeinheiten sehr gut mit. Ihr Vater ist sehr
engagiert, die Grenzen seiner zeitlichen Kapazitäten wurden allerdings im Laufe
der Betreuung immer wieder erkennbar, da er ja seit dem Tod seiner Frau neben
seiner vollen Berufstätigkeit alleine für die Betreuung seiner beiden
Adoptivtöchter verantwortlich ist.
Die Volksschullehrerin wurde als sehr verständnisvoll
und kooperativ beschrieben, die aktuelle Lehrerin an der neuen Mittelschule ist
laut Angaben des Vaters im Großen und Ganzen zufrieden, „Sie habe einige Kinder
mit weit größeren Problemen“. Auch er sehe eine positive Entwicklung und sei
mit den in der Schule bei Tests erbrachten Leistungen weitgehend zufrieden.
Im Zuge der therapeutischen Begleitung hat
Nicole nach der Wiederholung der 4.Klasse der Volksschule in eine Neue
Mittelschule gewechselt. Danach haben sich verstärkt Probleme in Englisch
gezeigt, die den Vater dazu bewogen haben, zu Lasten des Übungsaufwandes für
Mathematik mehr Zeit für Englisch zu verwenden.
Bei der Verlaufsdiagnostik mit Hilfe
des HRT 1-4 unter Verwendung der Normen für das 2.Quartal der 4.Klasse war
Nicole bereits 11;7 Jahre alt und etwas mehr als 13
Monate in Betreuung. In dieser Zeit haben 24 einstündige Therapieeinheiten
stattgefunden. Da keine Ausgangstestung im Bereich der Rechenleistungen bei
Nicole vorlagen, konnte kein Vergleich zur Ausgangssituation angestellt werden
und auch wenn die eingesetzten Normen nicht der Schulstufe entsprechen, sollten
sie einen Eindruck über den momentanen Stand annähernd ermöglichen.
Im Folgenden sind die Ergebnisse dieser Diagnostik in Form von
Prozenträngen angegeben:
·
Untertest
Addition: PR 7
·
Untertest
Subtraktion: PR 10
·
Untertest
Multiplikation: PR 16
·
Untertest
Division: PR 10
Die erreichten Prozentränge zeigen klar die noch bestehenden Probleme
auf, trotz der Wiederholung der 4.Klasse der Volksschule und der Verwendung der
Volksschulnormen zeigen sich bestehende Schwierigkeiten, die ich in dieser
Deutlichkeit nicht erwartet hätte.
Bezüglich der in der Therapie immer wieder scheinbar erzielten
Fortschritte liegt nahe, dass es Nicole mit Hilfe guter Kompensationsstrategien
in Form recht gut eingelernter schriftlicher Algorithmen gelang, ausreichend
schnell und korrekt Strichrechnungen zu absolvieren, erforderliche
Kopfrechnungen scheitern jedoch bereits in kleinem Zahlenraum . Auch Aufgaben
des kleinen Einmaleins gelingen (dies war auch bei der Durchführung des HRT 1-4
gut zu beobachten) bei gutem Operationsverständnis recht flott und gut, allerdings
bereiten alle Multiplikationen mit mehrstelligen Zahlen klare Probleme (z.B.:
15·4=20 oder 11·14=14).
Auf jeden Fall stellt nach wie vor die korrekte Verarbeitung von
unterschiedlichen Stellenwerten das Kernproblem von Nicole dar und konnte noch
nicht annähernd zufriedenstellend verbessert werden.
Seit der Verlaufsdiagnostik wurde
wieder gezielt am grundlegenden Verständnis von Stellenwerten gearbeitet, wobei
auch wieder vermehrt mit Dienes-Material gearbeitet
wird. Dabei zeigt sich dann relativ schnell ein Gewöhnungseffekt an das
entsprechende Aufgabenniveau und es entsteht der Eindruck einer klaren
Verbesserung. Allerdings ist sehr bald wieder erkennbar, dass Nicole in der
Lage ist, sich mechanische Strategien zurechtzulegen um gewisse Aufgabentypen
korrekt zu bearbeiten, in Folge aber wieder bei leichten Veränderungen
durcheinander gerät.
Viele verhärtete
Kompensationsstrategien, die sich zumeist an den schriftlichen Algorithmen
orientieren, erschweren die Förderarbeit massiv. Nicole visualisiert bereits
bei einfachen Additionen und Subtraktionen die schriftlichen Verfahren im Kopf
und spricht dazu aufgefordert auch wie bei untereinander angeschriebenen
Rechnungen („6+8=14, 4 an, 1 weiter, …“), was sich z.B. auch bei
Multiplikationen der Art ZE · E (z.B. 23 · 7) fortsetzt. Auch wenn Nicole immer
sehr freundlich und motiviert mitarbeitet, macht es den Anschein, dass sie
wenig Einsehen in eine andere als ihre Vorgehensweise beim Kopfrechnen hat,
wenn diese Kompensationen doch meist auch weit weniger Fehler hervorbringen.
Die Herausforderung jeder Fördereinheit
besteht nun darin, Nicole in Form von Fragen und geeigneten Aufgabestellungen derart
zu begleiten, dass sie gar nicht erst die Möglichkeit hat, sofort in die
eingeübten Strategien abzugleiten. Dies sind z.B. Fragen nach gewissen
Stellenwerten, zu Größenvergleichen etc. Außerdem wird immer wieder auf das
Ausrechnen komplett verzichtet, damit das Hauptaugenmerk auf die begleitenden
Fragen gerichtet wird.
Positiv hat sich seit Beginn der
gemeinsamen Arbeit das Rechnen im kleineren Zahlenraum entwickelt,
Zahlenzerlegungen sind mittlerweile gut abgesichert. Auch ihr Rechentempo beim
schriftlichen Rechnen hat sich dadurch verbessert.
Erschwerend kommt der bereits
angesprochene Umstand hinzu, dass Nicole seit dem Besuch der NMS zunehmend mehr
Zeit für andere Unterrichtsgegenstände verwenden muss - besonders für Englisch
- und die für schulische Belange zur Verfügung stehende Zeit durch die gegebenen
Lebensumstände begrenzt ist.
Von der
begleitenden Arbeit an der Raumwahrnehmung erhoffe ich mir auch noch
eine Erleichterung für die Stellenwertarbeit.
Die Arbeit mit Nicole stellt für mich
eine große Herausforderung dar, weil Therapieziele immer wieder neu gesetzt
werden müssen und wiederholt erkennbare Fortschritte sich wieder in Luft
aufzulösen scheinen. Besonders schwer zu beurteilen ist für mich in diesem
Fall, inwieweit die von mir gewählten Maßnahmen bzw. Übungen nicht optimal sind
oder ob die Wiederholungshäufigkeit und die Anzahl der Therapiestunden zu
niedrig angesetzt sind.
Vorweg sollen hier vor der Bezugnahme auf die zuvor ausführlich
dargestellten Fallbeispiele zwei massive Anliegen angesprochen werden, deren
Umsetzung Probleme in Mathematik
vielleicht erst gar nicht aufkommen lassen würden oder deren Intensität
zumindest deutlich zu mildern imstande wären. Einerseits müsste endlich in der
Lehrerausbildung der Volksschullehrer dieser Bereich deutlich mehr zur Sprache
kommen und von den bestmöglichen Referentinnen und Referenten abgedeckt werden.
Ansätze dazu gibt es zwar vereinzelt, jedoch zu wenige in zu geringem Ausmaß.
Zum anderen müsste auch in der Ausbildung von Kindergartenpädagoginnen und –pädagogen mehr Wissen über mathematische Frühförderung
(nicht im Sinne von Unterricht im Kindergarten sondern in Form von besonderer
Berücksichtigung der pränumerischen Vorläuferfertigkeiten) vermittelt werden.
Mit konsequenten Maßnahmen in diesen beiden Bereichen ließe sich ohne große
zusätzliche Kosten präventiv vieles bewirken bzw. vermeiden:
„Insgesamt gesehen ergibt
sich sowohl bei Dornheim als auch bei Krajewski, dass die späteren Unterschiede
in der Rechenleistung am besten durch die zahlenbezogenen Kompetenzen im
Vorschulalter vorhergesagt werden können. Das bedeutet, dass gute numerische
Kenntnisse bei Schuleintritt die Chancen auf schulischen Erfolg deutlich
verbessern können. Dies soll jedoch nicht dazu führen, dass schulische Inhalte
„vorgearbeitet“ werden, um den Kindern einen Lernvorsprung zu verschaffen.
Vielmehr sollte durch die Förderung grundlegender numerischer Basiskompetenzen
ein gutes Fundament gelegt werden, auf das die schulischen Anforderungen gut
aufgebaut werden können.“ (Kaufmann,
2010, S. 23f)
Sensibilisierte und besser in diesem Bereich ausgebildete Pädagoginnen
im Kindergarten bzw. in der ersten Grundschulklasse könnten früher erkennen, ob
Kinder einer über die schulische Mathematik hinaus notwendige Förderung
bedürfen. Auch Gaidoschik sieht in einer verbesserten
Ausbildung eine wesentliches Anliegen: „Will man die fachdidaktische Qualität
des Mathematikunterrichts und der frühen mathematischen Förderung heben, dann
bedarf es in erster Linie massiver Anstrengungen in der Aus- und Weiterbildung
von GrundschullehrerInnen und KindergartenpädagogInnen.“
(Gaidoschik, 2010, S. 514)
Auch die außerschulische therapeutische Betreuung rechenschwacher Kinder
stellt an einen Therapeuten hohe Anforderungen in Bezug auf die Auswahl
geeigneter Übungen, guter Materialien sowie den Zeitrahmen und die Frequenz von
Übungseinheiten, was eine ständige Weiterbildung unerlässlich macht.
Bei Alina und Julia ist der bisherige Verlauf insgesamt recht
zufriedenstellend, Fortschritte stellen sich kontinuierlich ein und die
Motivation und Zusammenarbeit aller beteiligten Personen ist gut. In der Arbeit
mit Nicole hat sich jedoch für mich gezeigt, dass es keine Rezepte gibt, wie
unverstandene Inhalte mit rechenschwachen Kindern aufgebaut werden können.
Maßnahmen, die bei anderen Kindern gute Fortschritte hervorbrachten,
scheiterten bei ihr wiederholt. Dabei scheint für mich besonders wichtig, stets
flexibel und offen an die Stunden heranzugehen, um die therapeutische Arbeit an
die Bedürfnisse und den jeweiligen Stand des Kindes anpassen zu können. Zwei
wesentliche Fähigkeiten, die dabei von Bedeutung sind, sind einerseits eine
gute Beobachtungsgabe und andererseits eine gute Fragetechnik, um immer wieder
herausfiltern zu können, welche Inhalte bereits verstanden sind und in welchen
Bereichen Kompensationsstrategien vorhandene Probleme überdecken.
Aus meiner Erfahrung heraus ist es auch kein Zufall, dass sich alle drei
Falldarstellungen um Mädchen drehen. Seit ich in diesem Bereich mit Kindern
arbeite, liegt der Prozentsatz der betreuten Burschen unter 15%. Außerdem hat
sich für mich gezeigt, dass die Bereitschaft zu einer aktiven Mitarbeit und
häuslichem Üben bei Mädchen tendenziell besser scheint. Inwiefern dabei auch
das Geschlecht des Therapeuten maßgeblich ist, kann ich nicht beurteilen.
Als wesentlichen Prädiktor für den möglichen Erfolg einer Therapie würde
ich das Interesse, die Kooperationsbereitschaft und die Motivation (in der Mitarbeit)
der Eltern sehen. Aus diesem Grund fordere ich ja wie eingangs beschrieben auch
die Teilnahme der Eltern in den Stunden ein um somit neben der Unterstützung
für das Kind auch einen Coachingeffekt für die Eltern
erzielen zu können.
Natürlich kann sich bei dem einen oder anderen Kind auch als günstiger
erweisen, die Anwesenheit der Eltern zu reduzieren, wie dies bei Julia der Fall
ist, da natürlich die Eltern-Kind-Interaktion und die emotionale Beziehung
insbesondere auch in Zusammenhang mit Mathematik starke Einflussfaktoren auf
die Qualität der therapeutischen Arbeit darstellen. Nichtsdestotrotz bildet ein
Co-Trainer zu Hause eine wesentliche Säule meines Betreuungskonzeptes.
Darüber hinaus kommt einer konstruktiven Kommunikation mit den Lehrerinnen
eine wichtige Rolle zu, wobei insbesondere Erwartungshaltungen aller
beteiligten Personen an die anderen und an sich selbst immer wieder zu
thematisieren sind. Je offener dieser Dialog geführt werden kann, desto besser
ist dies auch für die Erfolgschancen der therapeutischen Intervention.
Es stellt wohl eine Binsenweisheit dar, dass der Beziehungsqualität
zwischen Therapeuten und Kind die größte Bedeutung beigemessen werden muss.
Hierbei spielen Faktoren wie Freundlichkeit, empathischen Verständnis, Flexibilität,
endlose Geduld und auch Humor jeweils eine große Rolle.
Zusammenfassend
möchte ich zum Abschluss noch mir wesentliche Faktoren einer guten Arbeit an
mathematischen Inhalten mit rechenschwachen Kindern hervorheben.
· Eine gute
Beziehung zum Kind ist wesentliche Voraussetzung für Erfolg.
· Es muss auf einem Level angesetzt werden, auf dem ein Kind noch
Leistung bringen kann. Das Erarbeiten von Verständnis muss insbesondere bei
schwachen Kindern ins Zentrum gerückt werden, der Fokus liegt dabei auf der
Suche nach Zusammenhängen zwischen neu bearbeiteten und bereits verstandenen
Inhalten und deren Verknüpfung.
· Geeignete
Übungen, Materialien und Spiele stellen eine wichtige Voraussetzung dar, aber mindestens
ebenso wichtig ist, was das Kind im Prozess dazu denkt, was es in welcher Weise
versteht. Dadurch ist der ständige von Fragen begleitete
Dialog von enormer Bedeutung.
· Abgeschlossen
scheinende Bereiche sollten immer wieder überprüft werden.
· Personen, die
individuell mit dem Kind arbeiten, sollten genaue Instruktionen erhalten,
welche Übungen durchzuführen sind und wie diese sprachlich zurückhaltend begleitet werden sollen.
· Fortschritte
sollten immer im Bezug auf das Kind selbst
wahrgenommen und kommuniziert werden, das Klassenniveau nicht als Maßstab
gewählt werden.
· Der Therapeut
sollte sich im besten Fall auch als Vermittler zwischen Schule und Eltern verstehen,
soweit dies erforderlich ist.
· Stellt sich
ungewöhnlich lange kein spürbarer Fortschritt ein, sollten immer auch andere
mögliche, nicht in der Mathematik selbst liegende Ursachen erwogen, gegebenenfalls
überprüft und falls notwendig, bearbeitet werden (Organische Schwächen, Krankheiten, Schwächen in den wahrnehmungsverarbeitenden Funktionen, emotionale Belastungen, …).
Letztlich
hat man als Therapeut nie ausgelernt. Weder bei der bestmöglichen Gestaltung
der Rahmenbedingungen noch in Bezug auf das inhaltliche Vorgehen. Ich denke,
dass nicht eine Therapiestunde vergeht, ohne dass eine neue Erkenntnis
dazugekommen wäre, wobei sich auch immer wieder eine alte überholt.
In diesem Sinne hoffe ich, noch lange nicht
ausgelernt zu haben.
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